Tradingrange während der Berichtswoche: Euro-Buxl-Future zwischen 97,86% und 99,50%, Euro-Bund-Future zwischen 122,34% und 123,72%, Euro-Bobl-Future zwischen 115,96% und 116,95% und Euro-Schatz-Future zwischen 107,80% und 108,215%.
Ohne wesentliche Überraschungen verlief vergangene Woche die Sitzung der Europäischen Zentralbank. Neben dem unveränderten Leitzins bei 1,0 Prozent wurden erste Schritte zur so genannten Exit-Strategie aus der erweiterten Geldpolitik bekannt gegeben. So wird das Hauptrefinanzierungsgeschäft mindestens bis zum 13. April 2010 als Mengentender mit voller Zuteilung ausgeschrieben. Der Sechs-Monats-Tender wird letztmals am 31. März 2010 durchgeführt. Eine kleine vorweihnachtliche Überraschung hatte die EZB allerdings doch parat. Der Zinssatz des letztmals am 16. Dezember ausgeschriebenen Zwölf-Monats-Tenders orientiert sich am durchschnittlichen Mindestbietungssatz für das Hauptrefinanzierungsgeschäft während der zwölfmonatigen Laufzeit. Die Nachfrage könnte bei diesem Tender deshalb etwas geringer ausfallen, denn durch diesen Schachzug werden nur die wirklich "Bedürftigen" tendern!
Deutlich mehr Erstaunen rief am Freitag der US-Arbeitsmarkbericht hervor. Im November wurden nur 11.000 Stellen abgebaut. Erwartet wurde im Durchschnitt ein Minus von 140.000. Die Kurse zehnjähriger Bundesanleihen und US-Staatsanleihen gerieten nach Bekanntgabe der Daten vorübergehend unter Druck.
Schwache Inlandskonjunktur sorgt für Trendwende am Bondmarkt
Für eine Trendwende am Bondmarkt und Ernüchterung bei den Konjunkturoptimisten sorgten zu Wochenbeginn die Auftragseingänge der deutschen Industrie. Nach sieben aufeinanderfolgenden Anstiegen gab es im Oktober im Monatsvergleich einen Rückgang um 2,1 Prozent. Allerdings waren in den Vormonaten die Aufträge aus dem Ausland auch besonders stark gestiegen, so dass Analysten die Daten insgesamt als Stabilisierung der deutschen Wirtschaft auf abgeschwächtem Niveau interpretierten. Die zweite enttäuschende Nachricht dieser Woche waren am Dienstag die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion. Im Oktober gab es im Monatsvergleich einen Rückgang um 1,8 Prozent. Nach den positiven Zahlen der Vormonate deutet sich somit an, dass das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal an Dynamik verlieren wird.
Für den Hauptgesprächsstoff am Rentenmarkt sorgte in dieser Woche allerdings erneut das ausufernde Staatsdefizit Griechenlands. Nachdem Standard & Poor’s die Bonitätsbewertung des Landes am Montag bereits auf „Creditwatch negative“ setzte, holte Fitch am Dienstag die Rating-Keule heraus und stufte von A- auf BBB+ herunter. Der Ausblick blieb auf „negativ“. Damit ist erstmals seit rund zehn Jahren ein Mitgliedsland des Euro-Raums aus dem A-Bereich der Ratings gerutscht. Der Renditespread zehnjähriger griechischer Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen stieg auf den höchsten Stand seit April dieses Jahres. Doch damit nicht genug, denn Standard & Poor’s senkte auch den Ausblick für Spaniens Kreditwürdigkeit auf Negativ. Zu guter Letzt will Großbritannien deutlich mehr Schulden machen, als ursprünglich geplant.
Ausblick - keine rasche Leitzinserhöhung in Sicht
Der marode Staatshaushalt macht Griechenland immer mehr zu schaffen. Bereits nach dem Regierungswechsel im Oktober hatte sich herausgestellt, dass die Neuverschuldung in diesem Jahr mit knapp 13 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) doppelt so hoch ausfallen wird, wie von der Vorgängerregierung prognostiziert. Nach den Konvergenzkriterien von Maastricht darf das Haushaltsdefizit allerdings nur maximal 3,0 Prozent des BIP betragen. Das Hauptproblem, auf das auch die Bonitätshüter von Fitch hinweisen, ist jedoch die Glaubwürdigkeit der griechischen Politiker und Fiskalbehörden. In der Vergangenheit wurden immer wieder Zweifel an den Haushaltszahlen des Landes laut. Die Forderungen führender EU-Politiker nach strikter Haushaltsdisziplin verhallten mehr oder weniger! Ob die Marktteilnehmer dem griechischen Finanzminister Giorgos Papakonstantinou vertrauen, der einen entschlossenen Schuldenabbau ankündigte und damit das Defizit im kommenden Jahr um 3,6 Prozentpunkte auf 9,1 Prozent verringern möchte, scheint fraglich. Nach wie vor ist ein Zahlungsausfall Griechenlands zwar sehr unwahrscheinlich, doch besonders viele Käufer für griechische Staatspapiere finden sich in diesen Tagen trotz der deutlich gestiegenen Renditen nicht. Den meisten Investoren ist Griechenland derzeit ein zu „heißes Eisen“, an dem sich keiner die Finger verbrennen will. Kommt das Land in den nächsten Jahren nicht auf die Beine, ist eine Unterstützungsaktion seitens der EU oder des Internationalen Währungsfonds nicht ausgeschlossen. Welche Konsequenzen sich daraus für Besitzer von griechischen Staatsanleihen ergeben würden, bleibt offen.
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet wies in den vergangenen Tagen darauf hin, dass der Konjunkturausblick weiterhin einer hohen Unsicherheit unterliegt. Untermauert wird diese Einschätzung von den jüngsten Wirtschaftsdaten, die eine Verlangsamung des Konjunkturaufschwungs andeuten. Aufgrund der moderaten Erholung und vor allem wegen der gefestigten Situation an den Finanzmärkten will die EZB die Liquidität aus dem Markt abziehen. Damit soll auch einem eventuellen inflationären Prozess die Basis entzogen werden.
Da mittelfristig jedoch nicht mit erhöhtem Preisdruck zu rechnen ist, sollte im ersten Halbjahr 2010 keine Leitzinserhöhung anstehen. Setzt sich die wirtschaftliche Erholung im Laufe des kommenden Jahres fort, dürfte im zweiten Halbjahr der Zeitpunkt für moderate Leitzinserhöhungen gekommen sein. Bis dahin ist allerdings noch ein langer Weg. So lange der konjunkturelle Weg nicht konkrete Konturen annimmt und Buschfeuer wie derzeit in Griechenland die Investoren verunsichern, werden Staatspapiere von soliden Schuldnern im Mittelpunkt des Anlegerinteresses bleiben und Bundesanleihen damit mittelfristig unterstützt.
Charttechnisch befindet sich der Euro-Bund-Future trotz des Kontraktwechsels nach wie vor in einem Seitwärtstrend. Die Tradingrange liegt nach Meinung von Analysten in den kommenden Tagen zwischen 122,68 und 123,72. Sollte der Widerstand bei 123,72 nachhaltig allerdings durchstoßen werden, wäre dies ein eindeutiges Kaufsignal, da jenseits dieser Marke keine Widerstände mehr liegen.
Quelle: Baader BOND Report vom 10.12.2009
Griechenland gerät ins Stolpern
fixed-income.org
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