Globale Wandelanleihen schnitten im zweiten Quartal 2023 erneut gut ab. Arnaud Brillois, Portfoliomanager/Analyst bei Lazard Asset Management und Leiter des Global Convertible-Teams, führt dies auf die Sektorexponierung der Assetklasse, ihre Aktiensensitivität und ihre konvexen Anleihestrukturen zurück. Auch mit Blick auf die kommenden Quartale ist er für Wandelanleihen positiv gestimmt: „Wir glauben, dass das derzeitige Umfeld die Performance von Wandelanleihen weiterhin unterstützen wird.“
Für eine positive Performance von Wandelanleihen in den nächsten Quartalen spricht aus Sicht des Experten zum einen der Sektormix, der der Assetklasse zugrunde liegt. „Wandelanleihen werden häufig von kleinen bis mittelgroßen Growth-Unternehmen begeben und die besonders zinssensiblen Growth-Sektoren könnten in den nächsten Quartalen davon profitieren, dass sich der aktuelle Zinserhöhungszyklus wahrscheinlich seinem Ende nähert“, erklärt Brillois. Zum anderen stellt er klar, dass die starke Rallye der globalen Aktienmärkte in diesem Jahr vor allem von einer Handvoll Mega-Cap-Technologieaktien angetrieben worden sei, die nicht im Universum der Wandelanleihen zu finden seien. Wachstumswerte mit kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung – die deutlich häufiger Wandelanleihen emittieren würden – hätten hingegen erst gegen Ende des zweiten Quartals begonnen, eine Aufwärtsdynamik zu entwickeln. „Wir glauben, dass viele dieser Unternehmen, die weniger empfindlich auf wirtschaftliche Wachstumsfaktoren reagieren, weiterhin robuste Unternehmensergebnisse vorlegen werden“, so der Experte. „Das macht sie aus unserer Sicht für Anleger attraktiv.“
Wandelanleihen gäben Anlegern zudem Exposure zu Unternehmen, die vom Aufschwung nach der Corona-Pandemie profitieren. Diese Recovery-Titel hätten die Markterwartungen im zweiten Quartal erneut übertroffen. Ein Grund dafür sind nach Ansicht Brillois die anhaltenden Engpässe zwischen Angebot und Nachfrage. Diese hätten der finanziellen Leistung und Rentabilität dieser Unternehmen erneut Rückenwind gegeben. Zudem könnten viele dieser Unternehmen für die kommenden Quartale gut gefüllte Auftragsbücher vorweisen. „Für die Quartalsergebnisse dieser Unternehmen dürfte die Rückkehr zur vollen Kapazität nach der Corona-Pandemie in den kommenden Quartalen wichtiger sein als die Befürchtungen hinsichtlich einer Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums“, so die Einschätzung Brillois. „Auch die Wiedereröffnung Chinas – wenn sie auch anfänglich hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist – könnte eine Quelle der Unterstützung für globale Recovery-Titel sein, insbesondere in der Luxusgüter- und Reisebranche.“
Hinzu komme, dass Wandelanleihen als Anlageklasse im Vergleich zu breit angelegten Aktien- und Unternehmensanleihenindizes nur minimal in Banken, Gewerbeimmobilien und anderen Finanzwerten engagiert seien. „Sollte der Finanzsektor mittelfristig weiterhin mit erhöhten Risiken zu kämpfen haben, dürfte sich diese Untergewichtung als Vorteil erweisen“, sagt Brillois.
Mit einer Neigung zu zinssensiblen Wachstumswerten und Recovery-Titeln ergibt sich aus Sicht Brillois ein im aktuellen Umfeld günstiger Sektormix. Die nach wie vor vorteilhafte Angebots-Nachfrage-Dynamik könne zu einer Outperformance der dieser Anlageklasse zugrunde liegenden Aktien führen.
Defensives Kreditrisikoprofil
Für Wandelanleihen spricht aus Brillois Sicht zudem deren defensiveres Kreditrisikoprofil. Dieses dürfte der Assetklasse in Zeiten der Kreditunsicherheit einen zusätzlichen Puffer verschaffen, insbesondere in Verbindung mit niedrigeren Gesamtzinsen. Brillois und sein Team erwarten, dass die Entwicklung der Zinssätze in den kommenden Quartalen weiter aktienfreundlich sein wird. Allerdings könnten die Sorgen um die Kreditvergabe zunehmen, sollte der Bankensektor seine Kreditvergabepraxis verschärfen und sich das Wirtschaftswachstum in den USA und Europa verlangsamen. „Aufgrund der günstigen Branchenzusammensetzung bei Wandelanleihen mit einer Präferenz für Wachstumsunternehmen und im Durchschnitt weniger komplexen Bilanzen sind wir der Ansicht, dass Wandelanleihen wieder ein defensiveres Engagement in Bezug auf Creditrisiken bieten könnten – so wie dies schon in der Vergangenheit in unruhigen Zeiten der Fall war“, sagt der Portfoliomanager. Darüber hinaus würden Wandelanleihen im Vergleich zu ähnlich bewerteten Nominalanleihen bereits mit einem erheblichen Abschlag gehandelt. Auch dies könnte die Assetklasse in Stressphasen ein zusätzliches Polster verschaffen.
Überzeugende Anleihestrukturen
Obwohl Wandelanleihen sich im zweiten Quartal gut entwickelt hätten, seien ihre Anleihestrukturen weiterhin günstig. „Viele Growth-Wandelanleihen bieten immer noch attraktive Renditen, wobei fast 50% der Wandelanleihen aus dem Technologiesektor mehr als 5% pro Jahr versprechen“, sagt Brillois. In diesen Anleihen sei immer noch ein gewisses Aktienengagement zu finden, das bei einer Aktienrallye als zusätzliche Renditequelle dienen könne. „Diese aus historischer Sicht seltene Konstellation bedeutet auch, dass Wandelanleihen im Durchschnitt relativ nahe an ihrem Bond Floor liegen, was in Zeiten eines Risikoabbaus oder höherer Volatilität einen wichtigen Schutz nach unten bietet“, erklärt Brillois. Abschließend hält er fest: „Wandelanleihen sind und bleiben aus unserer Sicht eine attraktive Möglichkeit, an Aktienerholungen zu partizipieren und gleichzeitig die Abwärtsrisiken in volatilen Zeiten zu reduzieren.“
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Foto: Arnaud Brillois © Lazard Asset Management
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