Die Europäische Zentralbank (EZB) bekämpft mit ihrem Anleihen-Ankaufprogramm Deflationsgefahren und will Europas Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs bringen. Das historisch niedrige Zinsumfeld sichert mittelfristig risikoreichere Asset-Klassen ab. Andreas Helmrich, Fondsmanager des LBBW RentaMax erklärt im Interview, welche Perspektiven sich in diesem Umfeld für europäische Unternehmensanleihen bieten.
Andreas Helmrich, die EZB stützt mit einem ganzen Bündel geldpolitischer Maßnahmen die Wirtschaft in Europa - nun wird an den Märkten darüber diskutiert, ob sie zukünftig auch Unternehmensanleihen aufkaufen wird. Wie würde sich das auf diese Asset-Klasse auswirken?
Helmrich: "Sollte die EZB tatsächlich in großem Stil Unternehmensanleihen aufkaufen, wäre dies eher überraschend. Aufgrund des Anlagenotstandes sind viele Emissionen von Unternehmensanleihen bereits mehrfach überzeichnet. Sollte die EZB als weiterer Mitspieler in diesem Markt auftreten, würde die Knappheit weiter steigen. Dies würde zum einen zwar die Spreads zunächst in gewisser Weise absichern, dennoch würde diese dann große Nachfrage von Seiten der EZB das Segment Unternehmensanleihen weiter austrocknen. Falls die EZB dies wirklich auf die Agenda nehmen sollte, bleibt auch hier abzuwarten, um welche Anleihen es sich im Detail handelt um den direkten Markteinfluss zu bestimmen.
Wie bewerten Sie derzeit die Neuemissionen bei den Corporate Bonds?
Helmrich: "In Europa ist die Neuemissionsaktivität weiterhin hoch. Gleichzeitig ist auch die Nachfrage der Investoren unverändert hoch. Dass die Emissionen nach wie vor deutlich überzeichnet sind, führt zu einem Emittenten-Markt. Weil die anfänglich genannten Emissions-Spreads im Verlauf der Zeichnungsfrist regelmäßig nach unten revidiert werden, gilt es für Investoren zum einen durch Zeichnungslimits bei Emissionen und zum anderen durch genaue Analyse einer ungesunden Risikoverlagerung entgegenzuwirken."
Wie wirken die weiteren geldpolitischen Schritte der EZB?
Helmrich: "Die EZB wird sehr wahrscheinlich noch über einen langen Zeitraum die Niedrigzinsphase fortsetzen, in einem Szenario, das ich als "Low Growth, Low Interest Rates & Low Inflation" skizzieren würde. Vor diesem Hintergrund dauert die Renditesuche der Investoren an. Das sollte prinzipiell für dauerhaftes Interesse an Anlagen mit einem Renditeaufschlag gegenüber Bundesanleihen sorgen und die Nachfrage nach Unternehmensanleihen weiter unterstützen."
Die Märkte sind verunsichert, ob die konjunkturelle Entwicklung weltweit ins Stocken gerät.
Helmrich: "Zwar haben die wirtschaftlichen Risiken in Europa zugenommen, allerdings sorgen derzeit andere Regionen der Welt dafür, dass die globalen Wachstumsperspektiven für das kommende Jahr weiterhin nicht schlecht sind. Von einem leicht anziehenden Weltwirtschaftswachstum sollten die Unternehmen in exportorientierten Regionen wie der Eurozone profitieren."
Wie wird sich das Marktumfeld für Anleihen europäischer Unternehmen entwickeln?
Helmrich: "Das Marktumfeld ist weiterhin gut und intakt: Alle Unternehmen haben Zugang zum Kapitalmarkt, und sowohl Emittenten aus dem High-Yield-Sektor als auch Emittenten nachrangiger Papiere stoßen auf Investoreninteresse. In den vergangenen Jahren hat der Kapitalmarkt für Unternehmen an Bedeutung gewonnen, denn größere Unternehmen wenden sich stärker der Anleihefinanzierung zu und wenden sich vom klassischen Bankkredit ab. Das wird den Markt für europäische Unternehmensanleihen weiter vergrößern und unterstützen."
Welche Rating-Segmente sind derzeit besonders interessant?
Helmrich: "Im Investment-Grade-Bereich sehen wir Hybridanleihen von Emittenten mit solidem Geschäftsmodell und einem stabilen Investment-Grade-Rating weiter positiv. Im Vergleich zu den Senior-Anleihen dieser Emittenten sind diese Papiere attraktiver bewertet und sollten in einem stabilen Marktumfeld eine höhere Gesamtrendite erzielen. Wichtig bei einem Engagement in diesem Marktsegment ist ein umfassendes Risikomanagement." Wer bereit ist im High-Yield-Bereich zu investieren, der findet in den oberen Bereichen bei Anleihen mit "BB+"- und "BB"-Rating Emissionen mit einem attraktiven Chance-/Risikoprofil. Hier gilt es jedoch selektiv vorzugehen.
In welche Laufzeiten sollten Anleger derzeit investieren?
Helmrich: "Unter Rendite-Aspekten ist das kurze Ende mit Laufzeiten zwischen null und drei Jahren nicht mehr attraktiv; spannender sind die mittleren bis langen Laufzeiten. Allerdings sollten Investoren berücksichtigen, dass mit steigender Duration auch das Zinsänderungsrisiko zunimmt. Insofern ist eine Investmententscheidung nie isoliert zu betrachten, sondern immer im Zusammenspiel mit der Gesamtportfoliostrategie."
Über den Fonds LBBW RentaMax R
Der LBBW RentaMax R investiert in Euro-Unternehmensanleihen mit überwiegend guter bis sehr guter Bonität. Das Portfoliomanagement strebt eine im Vergleich mit Bundesanleihen möglichst attraktive Rendite an und passt die durchschnittlichen Restlaufzeiten der Wertpapiere der aktuellen Marktsituation unter Gesichtspunkten der Ertragsoptimierung ständig an. Die Auswahl der Anleihen erfolgt in drei Schritten: Zuerst wird die weltwirtschaftliche Konjunktur- und Wachstumsdynamik prognostiziert und der Markt hinsichtlich seiner Kreditrisiken durchleuchtet. Anschließend erfolgt die Bewertung und Auswahl der einzelnen Branchen im jeweiligen Zyklus. Abschließend wählt das Portfoliomanagement die qualitativ hochwertigen Unternehmensanleihen aufgrund fundierter Research-Analysen aus. Der Fonds wurde im März 2001 aufgelegt und seit November 2011 von Andreas Helmrich verwaltet. Das Fondsvolumen beträgt per Ende Oktober 2014 rund 250 Millionen Euro.
ISIN: DE0005326144
KVG: LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH
Fondsmanager: Andreas Helmrich
Verwahrstelle: Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)
Ausgabeaufschlag: 3,5 %
Verwaltungsvergütung: 0,75 % p.a.
Ertragsverwendung: Ausschüttung
Geschäftsjahr: 1. Oktober bis 30. September
Auflegungsdatum: 12. März 2001
www.fixed-income.org
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Soeben erschienen: BONDBOOK Restrukturierung von Anleihen
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„Kauft die EZB in großem Umfang Unternehmensanleihen, verschärft das die Knappheit in diesem Anlagesegment“, Andreas Helmrich, Fondsmanager des LBBW RentaMax
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