Kommt es zu Bewegungen am Markt, lassen erste Erklärungsversuche meist nicht lange auf sich warten. Ein perfektes Beispiel hierfür sind High Yield Bonds, die einen recht volatilen Sommer hatten. Die Rallye im Juni wurde mit der Renditejagd der Investoren erklärt, der Ausverkauf im Juli dann einem überkauften Markt zugeschrieben und die Bewegungen im August als logische Konsequenz zu einer Korrektur erkoren.
Michael Buchanan, Head of Global Credit bei der auf Anleihen spezialisierten Legg Mason-Tochter Western Asset Management, sieht den Markt hingegen etwas differenzierter: „Die folgenden zwei Faktoren lassen die Ausfallwahrscheinlichkeit bei High Yield Bonds ansteigen: Wenn Unternehmen fällige Anleihen nicht refinanzieren können und sobald sich die Bilanzen verschlechtern.“ Beides sei aktuell nicht der Fall. Im Gegenteil: Die Ausfallraten im High Yield Segment befänden sich auf einem historisch niedrigem Niveau und das werde auch in den kommenden zwölf bis 18 Monaten so bleiben – auch, weil in diesem Zeitraum kaum Anleihen fällig werden. „Stand Ende August lag das Volumen des High Yield Marktes bei rund zwei Billionen US-Dollar. Davon sind in den kommenden 18 Monaten lediglich Anleihen in Höhe von 75 Milliarden US-Dollar fällig – oder nur 3,6 Prozent des Gesamtmarktes“, erklärt Experte Buchanan.
Für ihn ist klar, dass die niedrigen Ausfall- und Fälligkeitsraten und die verbesserten Bilanzen der Unternehmen dafür sorgen werden, dass sich der High Yield Markt mindestens auf dem aktuellen Niveau weiterentwickelt, tendenziell sogar noch Luft nach oben hat und risikofreie Assets outperformen wird. „Wir schreiben die Marktentwicklungen vom Juli eher technischen Bedingungen als Investorensorgen zu“, erklärt Buchanan. „Im Juli gab es hohe Mittelabflüsse bei Publikumsfonds – etwa 8 Milliarden US-Dollar. Das konnte der Markt so schnell nicht absorbieren und entsprechend war das Angebot an Hochzinsanleihen kurzfristig höher als die Nachfrage.“ Die Verkäufe, so glaub Buchanan, seien aber kein Indiz für mangelnde Qualität oder schlechte Fundamentaldaten im Segment, da es sich um sehr konzentrierte Abflüsse gehandelt hat, die einer Gruppe von Händlern zugeschrieben werden können. Als Value-Investor schaut Buchanan sowieso eher auf jene Chancen, die sich aus der Diskrepanz zwischen technischen Marktfaktoren und den Fundamentaldaten ergeben.
Konkret heißt das: Die Portfolios bei Western Asset liefern eine höhere Rendite als der Index. Diese Strategie verfolgt Buchanan seit Ende der Finanzkrise und sie resultiert aus der Erkenntnis, dass günstige und sich verbessernde Fundamentaldaten auch für niedrige Ausfallraten sorgen. „Aus unserer Sicht macht ein Engagement in Anleihen mit einer höheren Rendite vor dem Hintergrund der niedrigen Ausfallraten durchaus Sinn, da wir als Investor so auch mehr Income generieren können – bei überschaubarem Risiko“, sagt der Experte. Jüngst hat Buchanan sein Portfolio um einige BB-geratete Titeln ergänzt, da diese während des ‚Summer Sale‘ ungebührlich gelitten hatten.
Ob amerikanische oder europäische High Yields ist für Buchanan ganz klar – er favorisiert Amerika. Das Risiko-Ertragsprofil ist dort besser als bei Euro- oder GBP-Anleihen und auch die Bewertungen sind außerhalb Amerikas rund 20 Prozent höher.
Insgesamt seien die Bilanzen sehr solide, was auch das zweite Quartal wieder gezeigt habe. Eine Kennzahl behält Buchanan dennoch im Auge: Das Verhältnis von Liquidität zu den Schulden sei heute tendenziell niedriger. Während es im dritten Quartal 2010 noch bei über 14 Prozent lag, sind es aktuell weniger als 10 Prozent. Den Grund hierfür sieht Buchanan in den steigenden Dividenden und Aktienrückkäufen – was beides keine anleihenfreundlichen Entwicklungen sind. Deshalb hat er sie auch fest im Blick. Seine positiven Aussichten trüben sie allerdings nicht.
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