Die aktuellen Indikatoren in den USA, Europa, Japan und verschiedenen Schwellenländern deuten auf ein sehr solides, leicht beschleunigtes konjunkturelles Wachstum hin. Dagegen wirkt die in China durch den Immobilienkonzern Evergrande ausgelöste Krise stark dämpfend. Allerdings lockert die chinesische Zentralbank ihre Geldpolitik deutlich und dürfte damit unkontrollierte Folgen verhindern. Insgesamt ist die weltweite Geldpolitik vor dem Hintergrund des zunehmend positiven und erfolgreich reflationierten Umfelds immer weniger angemessen. Es zeichnen sich vermehrt negative Folgen ab: ausgetrocknete Arbeitsmärkte und zunehmender Lohndruck, stark steigende Immobilienpreise sowie höhere Inflationserwartungen der Konsumenten. Diese Entwicklungen dürften die Inflationsraten weltweit länger auf erhöhtem Niveau halten, als von den Notenbanken bisher angenommen.
Der zunehmende ‚monetäre Überdruck‘ wirkt auf die langfristigen Zinsen, die zu steigen beginnen. Zudem hatte ein derartiges Umfeld historisch vielfach auch negative Folgen für den US-Dollar. Das globale Finanzsystem vollzieht damit einen grundlegenden Wandel: Die hohe Zentralbankliquidität, die bisher für fallende langfristige Zinsen sorgte, führt jetzt plötzlich zu einem steigenden Zinsniveau. Damit wird die Aufgabe der Zentralbanken, für ein stabiles und ausgewogenes System zu sorgen, deutlich erschwert. Zusätzlich nimmt die Wahrscheinlichkeit von Rückkoppelungen und Verstärkungseffekten zu: Fallende Arbeitslosenzahlen sorgen für mehr Konsum und dies wiederum zu nochmals tieferer Arbeitslosigkeit. Mehr Konsum führt zu steigender Güternachfrage und höheren Preisen und dies zu Lohnaufwärtsdruck (Zweitrundeneffekte) und noch mehr Konsum. Derartige Rückkoppelungen erschweren die Systemkontrolle durch die Notenbanken und erhöhen den Zinsaufwärtsdruck zusätzlich.
Im aktuellen Umfeld von eher zu hoher Finanzmarktliquidität werden die Aktien- und Kreditmärkte noch gut unterstützt. Die hohen Bewertungen sowie der erwähnte wahrscheinliche Anstieg des langfristigen Zinsniveaus bilden aber ein negatives Gegengewicht. Wir erwarten deshalb in den kommenden Wochen nach einer potenziellen Korrektur wieder neues, aber nur limitiertes Aufwärtspotenzial innerhalb eines breiteren Seitwärtskanals. Die Zentralbanken können zudem mittlerweile nur noch unter erschwerten Bedingungen in das System eingreifen und werden in absehbarer Zeit die Liquiditätszufuhr drosseln müssen. Damit würden die Aussichten an den Finanzmärkten zusätzlich getrübt und die Anfälligkeit für kleine Störungen erhöht. Trotzdem dürfte deutlicherer Schaden an den Börsen bis auf Weiteres verhindert werden können. Insgesamt besteht weiterhin ein Gleichgewicht zwischen positiven und negativen Faktoren. Und im Fall größerer Korrekturen würden sofort Gegenkräfte in Form von wieder fallenden Zinsen einsetzen.
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Foto: Beat Thoma, CIO © Fisch Asset Management
Noch stützt hohe Liquidität die Kredit- und Aktienmärkte
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