Im „Standpunkt German Mittelstand“ äußert sich das Team um Ralf Meinerzag (CIO des Steubing German Mittelstand Fund I) regelmäßig zum Markt für Mittelstandsanleihen und Fragen der Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen. In dieser Ausgabe blicken wir auf das Jahr 2015, in dem sich Emittenten von Mittelstandsanleihen verstärkt um Anschlussfinanzierungen für ihre auslaufenden Anleihen bemühen müssen. Wird das eine neue Insolvenzwelle auslösen?
Als Emittent einer Mittelstandsanleihe steht man in der Pflicht seine Investoren auf dem Laufenden zu halten, Stichwort Kapitalmarktkommunikation. Dass bei einigen Emittenten hier Nachholbedarf herrscht, haben wir bisher gelernt – dass das nicht auf alle Emittenten zutrifft jedoch zum Glück auch. Genauso verhält es sich bei der Refinanzierung von emittierten Anleihen. Ein Unternehmen steht in der Pflicht, sich frühzeitig um die Refinanzierung seiner Mittelstandsanleihe zu kümmern und mögliche Alternativen zu prüfen, wie zum Beispiel eine Rückzahlung aus dem Cashflow, die Möglichkeit einer Folgeanleihe oder andere Finanzierungsalternativen. Mit dem Wort frühzeitig verbindet man, so formuliert es der Duden, „dass etwas schon recht früh, früher als üblich oder nötig, geschieht“. Dementsprechend sollten Anleger nicht erst kurz vor Fälligkeit darüber informiert werden, dass eine Rückzahlung nicht möglich ist und eine Gläubigerversammlung einberufen werden muss. Das spricht weder für das Management des Unternehmens, noch für das Unternehmen selbst. „Besonders für Unternehmen mit relativ niedriger Kreditqualität oder geringer Bonität ist das frühzeitige Bemühen um Refinanzierungsalternativen von großer Bedeutung. Oft entscheidet dies über Erfolg oder Misserfolg“, erklärt Ralf Meinerzag.
Steigendes Refinanzierungsvolumen ab dem Jahr 2015
Bereits im Jahr 2014 standen die ersten Anleihen zur Refinanzierung an. Da viele Mittelstandsanleihen mit einer Laufzeit von 5 Jahren begeben wurden, wird ab dem Jahr 2015 das Refinanzierungsvolumen rapide ansteigen (Abbildung 1). Per Stand heute werden bis Ende 2017 über 80 Mittelstandsanleihen im Volumen von 3,6 Mrd. Euro fällig. Davon befinden sich bereits 20 Anleihen in der Insolvenz. Richtet man den Blick speziell auf das das Jahr 2015, werden hier 11 Mittelstandsanleihen mit einem Gesamtvolumen von 600 Mio. Euro fällig. Rund ein Drittel befindet sich bereits in der Insolvenz. Kein Wunder also, dass die jüngste Berichterstattung in der Finanzpresse bei dem Thema „Mittelstandsanleihen & Refinanzierung“ zunehmend negativer wird. Es gibt jedoch auch positive Beispiele von Emittenten, wie beispielweise Helma, Constantin, Uniwheels, Dürr oder DIC Asset, die ihre Anleihen vorzeitig gekündigt und refinanziert haben. Jüngstes Beispiel ist der Heizmaterialhersteller German Pellets, der mit einer neuen Anleihe im Prime Standard die Refinanzierung seiner im Jahr 2016 fälligen Anleihe sicherstellen möchte.
Und was ist mit den übrigen Emittenten? Emittenten, die in der Vergangenheit keine stabile wirtschaftliche Entwicklung aufweisen konnten oder sehr bonitätsschwach sind, wird es nicht mehr möglich sein Investoren zu finden. Im Zug der Professionalisierung des Marktes werden diese Mittelstandsanleihen identifiziert und es trennt sich die Spreu vom Weizen. „Unternehmen, die massiv überschuldet sind oder kein überzeugendes Geschäftsmodell aufweisen, werden sich mit einer Refinanzierung schwer tun. Wir erwarten Restrukturierungen und, sollten diese nicht gelingen, im letzten Schritt dann leider auch Insolvenzen“, führt Ralf Meinerzag aus.
Professionalisierung des Mittelstandsmarktes
Auch die Ratingagentur Scope sieht steigende Refinanzierungsrisiken bei Mittelstandsanleihen. Besonders Emittenten mit geringer Bonität oder einem wenig attraktiven Geschäftsmodell werden es schwierig haben. Zudem verfügen lediglich 20% der Emittenten in ihren Anleihebedingungen über Covenants und Besicherungsstrukturen. Deshalb erwartet Scope bei Emittenten, die zur Refinanzierung eine neue Anleihe begeben würden, die verstärkte Verwendung von Besicherungen und Financial Covenants in den Anleihebedingungen. Das könnte zum einen die Risikoaufschläge reduzieren und zum anderen dazu beitragen die Anleihen erfolgreich zu platzieren. „Die Professionalisierung des Marktes schreitet voran. Durch das Umdenken aller Markteilnehmer sieht man bereits heute steigende Qualitätsstandards bei Mittelstandanleihen. Somit kann sich das Segment nach Bereinigung, wenn auch geprägt durch vermehrte Insolvenzen, weiter positiv entwickeln“, sagt Ralf Meinerzag.
Standpunkt German Mittelstand
Im „Standpunkt German Mittelstand“ äußert sich das Team um Ralf Meinerzag (CIO des STEUBING GERMAN MITTELSTAND FUND I) regelmäßig zum Markt für Mittelstandsanleihen und Fragen der Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen. Der STEUBING GERMAN MITTELSTAND FUND I investiert in Mittelstandsanleihen aus dem deutschsprachigen Raum und bietet seinen Investoren die Möglichkeit, in das Segment der Mittelstandsanleihen diversifiziert und liquide zu investieren.
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Standpunkt German Mittelstand: Achtung Insolvenzwelle?
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