Während die Konjunkturdaten aus der Eurozone und China in den vergangenen Wochen erneut enttäuschten, zeigt sich die Wirtschaft in den USA weiter widerstandsfähig. Die überraschend guten Konjunkturdaten zeugen von einem anhaltenden Wachstum im 3. Quartal. Die Wahrscheinlichkeit einer sanften Landung in den USA hat nochmals zugenommen. Wir haben unsere Wachstumsprognose für das laufende Jahr deshalb von 1,5% auf 1,8% angehoben. Aufgrund der restriktiven Geldpolitik und der markanten Verschärfung der Kreditvergabestandards der Banken rechnen wir zwar unverändert mit einer Rezession. Diese dürfte jedoch erst im 4. Quartal beginnen und milder ausfallen als bisher erwartet. Die Wirtschaft in der Eurozone wirkt demgegenüber zunehmend fragil und dürfte bereits im 3. Quartal leicht schrumpfen. Mittlerweile liegen alle konjunkturellen Vorlaufindikatoren deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt - und auch die monetären Rahmenbedingungen signalisieren einen klaren Abschwung.
Immobilienmarkt in China kommt nicht zur Ruhe
In China haben die Sorgen um den Zustand der großen Immobilienentwickler nach einer vorübergehenden Entspannungsphase zuletzt wieder deutlich zugenommen. Während der angeschlagene Immobilienkonzern Evergrande in den USA Gläubigerschutz beantragte, konnte der größte Entwickler Country Garden im August seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Obschon der Immobiliensektor für rund ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung verantwortlich ist und die zahlreichen ausstehenden Bauprojekte erheblichen sozialen Sprengstoff in sich bergen, hat die chinesische Regierung bisher nur zögerlich auf die Krise reagiert. Die Konjunkturrisiken haben in China deshalb zugenommen. Wir gehen aber weiter davon aus, dass es der Regierung gelingen wird, einen Flächenbrand zu verhindern und damit die Auswirkungen auf andere Teile der Wirtschaft abzuschwächen.
Globales Wachstum gerät ins Stocken
Die Ansteckungsrisiken für den Rest der Welt erachten wir aufgrund der geringen Verflechtung mit dem chinesischen Immobilien- und Finanzsektor als begrenzt. Gemäß unseren Prognosen steuert China in diesem Jahr aber fast die Hälfte zum globalen Wachstum bei. Dies unterstreicht, wie schwach die Dynamik außerhalb der USA und Chinas bereits ist. Die Weltwirtschaft dürfte in diesem und im nächsten Jahr nur noch um knapp 2,0% wachsen, was weit unter dem langfristigen Durchschnitt liegt. Während sich in den Schwellenländern außerhalb Chinas allmählich eine konjunkturelle Erholung abzeichnet, rechnen wir in den Industrieländern auch im kommenden Jahr nur mit einem schwachen Wachstum. Hauptverantwortlich für diesen eingetrübten Ausblick ist die anhaltend restriktive Geldpolitik der Notenbanken, welche Unternehmen und Haushalte immer stärker belastet.
Hohe Renditen machen Anleihen attraktiv
Unser makroökonomisches Umfeld bleibt insgesamt weitgehend unverändert und von zahlreichen Gegenwinden gekennzeichnet. Anleihen sind deshalb weiterhin unsere bevorzugte Anlageklasse. Die Aktienmärkte haben im August zwar Verluste erlitten. Die von uns erwartete Rezession in den USA und der Eurozone ist damit aber immer noch nicht eingepreist und die Gewinnerwartungen der Analysten für die kommenden zwölf Monate sind zuletzt sogar weiter gestiegen, was die Aktienmärkte anfällig für weitere Rückschläge macht. Demgegenüber haben Anleihen mit dem jüngsten Renditeanstieg nochmals an Attraktivität gewonnen. Zudem sprechen auch der Wirtschaftsabschwung, die sinkenden Inflationsraten und der weitgehend abgeschlossene Zinserhöhungszyklus der Notenbanken für ein überdurchschnittliches Engagement bei Anleihen.
Europäische Aktien dürften unter dem Dilemma der EZB leiden
In der Eurozone zeigen sich deutliche Signale einer Konjunkturabschwächung. Gemäß den Ergebnissen der Umfragen unter den Einkaufsmanagern hat sich die Stimmung in der Eurozone im August noch einmal deutlich eingetrübt. Zudem kam das Beschäftigungswachstum in der Eurozone zum Halten, was zu steigenden Arbeitslosenraten führen dürfte. Gleichzeitig hat aber auch der Preisdruck erstmals seit einem halben Jahr wieder zugenommen. Die EZB sieht sich daher mit einem großen Dilemma konfrontiert: Aus Konjunktursicht müsste sie eigentlich die Leitzinsen senken, um eine Rezession abzuwenden oder abzuschwächen. Gleichzeitig fehlt ihr dazu auf der Inflationsseite der Spielraum, denn die Inflation liegt weiterhin deutlich über dem Zielkorridor. Deshalb erwarten wir, dass sich die EZB im September gezwungen sieht, die Zinsen noch einmal anzuheben, um die Inflation zu bekämpfen. Dies wird die europäische Konjunktur und die europäischen Aktienmärkte belasten. Wir rechnen daher in den nächsten Monaten mit weiteren Rücksetzern bei den Aktien der Eurozone. Sollte die EZB auf einen Zinsschritt verzichten, würde sie das Risiko eingehen, dass die Inflation länger über dem Zielband bleibt. Dies könnte sich mittelfristig ebenfalls negativ auf den Aktienmarkt der Eurozone auswirken.
Schweizer Aktien als sicherer Hafen
Im aktuell global angespannten Umfeld bietet sich der Schweizer Aktienmarkt als sicherer Hafen relativ zu den anderen Märkten an. Mit hohen Gewichten in defensiven Sektoren wie der Pharmaindustrie (Roche, Novartis) und Basiskonsumgütern (Nestlé) ist der Schweizer Aktienmarkt im Vergleich zu anderen Aktienmärkten weniger stark von Konjunkturabschwächungen betroffen. Zudem ist in der Schweiz die Bewertungskorrektur bei den Aktien weit fortgeschritten. Dies sieht man am im Vergleich zu den anderen Märkten gesunkenen Kurs-Gewinn-Verhältnis. Gleichzeitig bleiben die Gewinnerwartungen für den Schweizer Aktienmarkt anhaltend hoch, weshalb wir den Schweizer Aktienmarkt aktuell als attraktiv erachten.
Gold: kurzfristig Abwärtsrisiken
Der Goldpreis fiel im August zwischenzeitlich unter die Marke von USD 1.900 pro Unze, belastet durch einen etwas stärkeren US-Dollar und höhere Renditen bei festverzinslichen Anlagen. Die Renditen auf inflationsgeschützten US-Staatsanleihen erreichten bei 2,0% den höchsten Stand seit 2009. Generell erscheint Gold angesichts der Opportunitätskosten hoch bewertet - und aufgrund der verbesserten Aussichten für den US-Dollar bestehen kurzfristig Abwärtsrisiken. Auf Jahressicht gehen wir allerdings bei den größten Notenbanken von Leitzinssenkungen aus, wovon der Goldpreis wieder profitieren dürfte.
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Foto: © Swisscanto
Swisscanto: Überdurchschnittliches Engagement bei Anleihen ratsam
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