Wie allgemein erwartet, gab sich die US-Notenbank auf ihrer Sitzung im September erneut falkenhaft. Die aktualisierte Wirtschaftsprognosen suggerieren, dass die US-Zentralbanker noch immer an eine weiche Landung glauben. In den nächsten Jahren erwarten sie ein robusteres Wachstum sowie einen geringeren Anstieg der Arbeitslosenquote. Gleichzeitig nähert sich die Inflation allmählich ihrem Ziel von 2 Prozent - irgendwann im Jahr 2026 - an. Der Zinsausblick beinhaltet noch immer einen weiteren Zinsschritt in diesem Jahr sowie weniger Zinssenkungen in 2024. Alles in allem ein relativ optimistisches Bild der Wirtschaft, welches, wenn man die Prognosen für bare Münze nimmt, die Frage aufwirft, warum die Zentralbank auf dieser Sitzung nicht an den Zinsen gedreht hat.
Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell hat vielleicht gerade diese Frage zu Beginn der Pressekonferenz beantwortet. Er erklärte, dass man bei den Zinssätzen "vorsichtig vorgehen" wolle. Dies deutet darauf hin, dass die Zentralbanker ihren (Zins-)Prognosen möglicherweise doch nicht so ganz vertrauen. Vielmehr wartet man auf "überzeugende Beweise" und "mehr Fortschritte", um zu entscheiden, ob die Zinsen restriktiv genug sind, damit die Inflation auf das 2 Prozent-Ziel sinkt. Auf die Frage, ob eine weitere Zinserhöhung für die Wirtschaft überhaupt von Bedeutung sei, antwortete er, dass er der Frage aus makroökonomischer Sicht "keine große Bedeutung" beimessen würde. Darüber hinaus scheint eine sanfte Landung nicht das Basisszenario zu sein, jedoch hält man dies für möglich - wenn man nur vorsichtig genug vorgeht. Auch auf die Frage, ob die Fed die derzeitige Haltung für restriktiv genug hält oder wann mit den ersten Zinssenkungen zu rechnen sei, äußerte er sich sehr vorsichtig: „dies ist mit viel Unsicherheit behaftet".
Insgesamt hat man den Eindruck, dass Jerome Powell in der Pressekonferenz die selbstbewusste falkenhafte Botschaft der volkswirtschaftlichen Prognosen abgeschwächt hat. Die Worte "vorsichtig" und "Ungewissheit" erwähnt er ungewöhnlich häufig. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass die Zentralbanker derzeit eher daran interessiert sind, die Markterwartungen hinsichtlich des Credos „länger höhere Zinsen“ zu managen, anstatt die Wirtschaft durch weitere Zinsschritte noch mehr unter Druck zu setzen. Damit diese Strategie aufgeht, müssen die Zentralbanker datenabhängig sein. Sollten die Daten enttäuschen, so gibt es mehr zu tun - etwas, das sie vielleicht zu vermeiden versuchen. Angesichts der aktualisierten Prognosen liegt die Messlatte für die meisten Daten - mit Ausnahme der Inflation - nun jedoch höher.
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Foto: Christian Scherrmann © DWS
US-Notenbanksitzung im September: Vorsichtig falkenhaft bleiben
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