Seit Beginn der Finanzkrise war es das primäre Ziel der Wirtschaftspolitik, die Korrektur der weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte abzufedern. Staatliche Verschuldung ersetzte die private.
Im Zuge der Kreditblase des letzten Jahrzehnts hatten sich die Privathaushalte in vielen Ländern zu stark verschuldet und die Banken ihre Bilanzen entsprechend zu stark ausgeweitet. Die Folgen – Überkonsum und Investitionsexzesse – begannen sich nach dem Platzen der Blase abzubauen: Konsum- und Hypothekarschulden mussten zurückbezahlt, Bankbilanzen reduziert werden. Um den sich daraus ergebenden mächtigen Abwärtskräften entgegen zu wirken, erhöhte der Staat seine Nachfrage. Der Teufel wurde mit dem Beelzebub ausgetrieben. Die privaten Konsumschulden sind in den USA um 20 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) gesunken, während die Staatsverschuldung im gleichen Zeitraum um 30 Prozent vom BIP ausgeweitet wurde. Es wäre jedoch verfehlt, diese Politik als falsch zu verurteilen. Ohne die staatliche Nachfragepolitik wäre die Rezession viel tiefer gewesen. Wenn der Aufschwung rechtzeitig selbsttragend wird, können auch die staatlichen Defizite wieder zurückgefahren werden.
Tatsächlich hängt der Aufschwung in der Weltwirtschaft maßgeblich noch immer am Tropf der expansiven Geld- und Fiskalpolitik. Damit er nachhaltig werden kann, muss Gegenwind von der Kreditseite aufhören. Dafür müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: Erstens sollten die Banken ihre Kreditkonditionen lockern, zweitens müssen die Unternehmen wieder gewillt sein zu investieren, drittens sollten die Konsumschulden auf ein tragbares Niveau abgebaut werden und viertens sollte der Immobilienmarkt seinen Boden finden und die Hypothekarverschuldung nicht mehr fallen. Wie steht es um diese Bedingungen?
Die letzten Umfragen unter den Banken geben uns klare Signale, dass die Bilanzreduktionsbemühungen die Kreditvergabe in immer geringeren Maß dämpfen. Der Senior Loan Officer Survey (SLO) unter den US-Banken zeigt eine weitere Lockerung der Kreditstandards an und eine entsprechende Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) unter den Geschäftsbanken deutet darauf hin, dass sich die Finanzierungsbedingungen verbessert haben. Sowohl der SLO in den USA als auch die EZB-Umfrage verzeichnet eine erhebliche Zunahme des Interesses von Unternehmen. Auch die Konsumenten scheinen aufgrund der Arbeitsmarktverbesserung mehr Zuversicht gefasst zu haben. Die Konsumkredite verzeichnen in den USA seit fünf Monaten wieder einen Zuwachs und geben dem Wachstum erstmals seit 2008 wieder Rückenwind.
Das einzige ungelöste Problem bleibt somit der US-Immobilienmarkt. Trotz der kräftigen Reduktion der Hypothekarschulden sind diese noch weit auf einem nachhaltig tragbaren Niveau angelangt. Wenn der Hypothekarschuldenabbau mit dem gegenwärtigen Tempo weitergeht, sollte der Boden ab Mitte Jahr 2011 sichtbar werden, so dass der Aufschwung bis Ende des Jahres selbsttragend werden kann. Das wäre der Moment, an dem die Finanzkrise ihr endgültiges Ende findet.
Wann ist die Finanzkrise zu Ende? Die Kreditvergabe lockert sich, aber die Hypothekenschulden drücken wieder
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