Luke Bartholomew, Fondsmanager bei Aberdeen Asset Management, kommentiert die wohl bevorstehende Ankündigung von Staatsanleihekäufen durch die EZB:
„Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs, dass das OMT-Programm der EZB im Grundsatz rechtens war, hat mehr aufgeklärt als nur eine ‚Buchstabensuppe‘. Sie war der letzte Teil von Mario Draghis langer, harter Kampagne, um ein umfassendes europäisches Programm der quantitativen Lockerung inklusive dem Ankauf von Staatsanleihen zu starten. Die Erwartungen für eine entsprechende Ankündigung in dieser Woche sind so hoch wie sie es nur sein können. Draghi weiß das und es ist sehr unwahrscheinlich, dass er diese Erwartungen enttäuschen wird. Er hat Monate damit zugebracht, die Flure der Macht abzumarschieren, im und außerhalb des Schattens daran arbeitend, jenen Konsens herzustellen, den er braucht, um die erbitterte Opposition Deutschlands gegen das Quantitative Easing auszumanövrieren.
Es ist nicht wirklich die Frage, ob das Programm angekündigt wird, sondern vielmehr, welche Form es haben wird: Wie groß wird es sein, die Bonds welcher Länder werden aufgekauft und wer wird für die Risiken der angekauften Assets haften? Alles unterhalb von 500 Milliarden Euro an Staatsanleihekäufen wird den Markt enttäuschen. Das Programm wird voraussichtlich zwar nicht den Kauf von Staatsanleihen aus Griechenland und Zypern enthalten, aber die Möglichkeit offen lassen, dies zu einem späteren Zeitpunkt zu tun. Die Frage, wo das Risiko liegen wird, ist schwieriger zu beantworten. Wenn die gekauften Staatsanleihen auf die Bilanz der EZB genommen werden, ist dies de facto eine Vergemeinschaftung des Risikos innerhalb der Eurozone. Dies wäre das bessere Programm, wird aber einer sehr starken Opposition des von Deutschland dominierten EZB-Rats gegenüber stehen, der vehement dagegen ist, dass die Schuldenlast geteilt wird. Wenn das Risiko stattdessen auf die Bilanzen der verschiedenen nationalen Notenbanken genommen wird, könnte das stillschweigend den Eindruck erwecken, dass die Bonds der Eurozone ein Kreditrisiko haben – ein Signal, das die EZB nicht wirklich aussenden will. Dies würde es der EZB jedoch erleichtern, ein deutlich höheres Ankaufprogramm anzukündigen.
Sollten wir ein Programm über mehr als 500 Milliarden Euro bekommen, dann können wir mit einem Verkauf des Euro und einer Verringerung der Spreads in der Europeripherie im Anschluss an die Ankündigung rechnen. Schwieriger vorherzusagen ist, wie deutsche Staatsanleihen reagieren werden. Es könnte zu einem Verkauf nach der QE-Ankündigung kommen, weil die Inflationserwartungen ansteigen und sich die Wahrnehmung ändert, was eine riskante Anlage ist und was nicht (wie es die Erfahrung in Großbritannien und den Vereinigten Staaten war, nachdem diese ihre Programme gestartet hatten). Oder es kommt vielleicht doch zu einer Rally unter der schieren Last der EZB-Käufe.“
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Aberdeen Asset Management: Draghis Wahlkampf für das Quantitative Easing der EZB geht zu Ende
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