Donald Trump bewegt nicht nur Politik und Aktienmärkte, sondern auch das Segment der Festverzinslichen: Seine schwankungsanfällige Handelspolitik gefährdet die Konjunktur in vielen Ländern und dürfte in den USA die Inflation antreiben. Für Anleger bieten sich dennoch Chancen: „So locken Hochzinsanleihen teilweise mit attraktiven Renditen“, erklärt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM.
In den USA zeigte die Konjunktur zuletzt erste Schwächezeichen. Die Inflationsrate lag im Januar bei 3,0 Prozent und ging im Februar auf 2,8 Prozent zurück. Die Kernrate fiel von 3,3 auf 3,1 Prozent. Fraglich ist, wie es jetzt weitergeht. „Die Trumpsche Politik dürfte tendenziell inflationär wirken“, sagt Gerlinger. Zum einen verteuern zusätzliche Importzölle die Waren, zum anderen dürfte die Abschiebung illegaler Einwanderer die Situation am Arbeitsmarkt verschärfen und die Inflation befeuern.
Auf ihrer jüngsten Sitzung hielt die US-Zentralbank die Zinsen stabil bei 4,25 – 4,5 Prozent. Allerdings zeigte sich die Fed pessimistischer, was Wachstum und Inflation angeht. Ihren Wachstumsausblick senkte sie von 2,1 auf 1,7 Prozent, die Prognose für die Kerninflationsrate Ende 2025 stieg von 2,5 auf 2,8 Prozent. Die knappe Mehrheit der Fed-Chefs erwartet nun noch zwei Zinssenkungen dieses Jahr, die Unsicherheit bezüglich des globalen Ausblicks habe zugenommen, hieß es. „Die Zentralbanker werden wohl zunächst die weitere Politik Trumps beobachten“, so Gerlinger.
Lang laufende Anleihen blieben damit schwankungsanfällig. „Unser Fokus liegt daher weiter auf dem kurzen Laufzeitende beziehungsweise auf geldmarktnahen Strategien“, so Gerlinger. Bei Hochzins- und Unternehmensanleihen lägen die Zinsaufschläge inzwischen sehr tief, was die gute fundamentale Lage der Unternehmen widerspiegele. „Das absolute Renditeniveau der High Yields ist mit rund sieben Prozent für viele Investoren interessant und bietet Puffer bei Spreadausweitungen und/oder Zinssteigerungen.“ US-Unternehmensanleihen rentierten mit rund 5,2 Prozent leicht über dem Geldmarkt (4,25 – 4,5 Prozent), jedoch bestehe hier ein Zinsänderungsrisiko. Das Wechselkursrisiko bleibt voraussichtlich begrenzt: Längerfristig dürfte sich der US-Dollar seitwärts beziehungsweise wieder in die bisherige Spanne von 1,05 – 1,10 Dollar bewegen.
In Europa wiederum erholt sich die Konjunktur schleppend, Trumps Handelspolitik hängt wie ein Damoklesschwert über dem Kontinent. Andererseits verbesserte sich zuletzt die Stimmung in der Industrie auf niedrigem Niveau und die Lockerung der Fiskalregeln könnte das Klima weiter verbessern – treibt aber auch die Zinsen in die Höhe. Die jährliche Inflationsrate im Euroraum ist im Februar auf 2,3 Prozent gesunken von 2,5 Prozent im Januar. Die Kerninflation dagegen lag bei 2,6 Prozent, besonders Dienstleistungen verteuerten sich (+3,7 Prozent). Der Markt geht bislang davon aus, dass die Zentralbank noch zweimal die Zinsen senkt und in der zweiten Jahreshälfte eine Pause einlegt. Denn auch in Europa ist die Unsicherheit extrem hoch.
„Das Chancen/Risiko-Verhältnis bei Bundesanleihen ist weiter unattraktiv“, urteilt Gerlinger. Wie in den USA sind auch in Europa die Zinsaufschläge der Hochzinsanleihen stark zurückgegangen – den Unternehmen geht es gut. „Für viele Investoren dürfte das High-Yield-Renditeniveau von 4,9 Prozent interessant sein“, so Gerlinger. Zudem biete es eine Sicherheitsmarge, sollten sich die Spreads ausweiten. Bei Papieren mit Investment Grade dagegen sei das Renditeniveau im Vergleich mit Staatsanleihen nicht wirklich lohnend.
Chancen ergeben sich laut Gerlinger zudem bei Anleihen der Schwellenländer. Hier locken teilweise hohe Realrenditen bei Lokalwährungsanleihen wie zum Beispiel Brasilien mit rund sieben Prozent. Auch Hartwährungspapiere des Unternehmenssektors böten höhere Zinsaufschläge als ihre Pendants in den Industriestaaten.
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