Das Vertrauen der Märkte in die Politik ist verloren, die Fähigkeit der Regierungen zur Lösung der aktuellen Wirtschafts- und Finanzprobleme wird ernsthaft angezweifelt. „Doch wie können dieselben Regierungen dieses Vertrauen wieder herstellen?“ Diese Frage stellt sich Steen Jakobsen, Chefvolkswirt bei der Saxo Bank.
Und Deutschland scheint wieder einmal im Zentrum dieser Frage zu stehen. „In Deutschland sieht der Markt nicht einen Teil der Lösung, sondern die Lösung an sich“, so der Saxo Bank Experte. „Darauf deuten die gestrigen CDS-Spreads Deutschlands hin, die höher ausfielen als die von UK. Der Markt zeigt damit indirekt, dass es letztlich an Deutschland als wichtigstem Gläubiger hängen wird, die Eurozone zu stabilisieren.“ Der Preis für diese hohe Belastung sei dann unter Umständen ein schlechteres Bonitätsrating Deutschlands.
Jakobsen erwartet, dass es noch vor Handelsschluss am Freitag eine starke politische Entscheidung geben wird. Mögliche Szenarien wären:
- China wertet seine Währung auf
- Das FOMC startet seine „Operation Twist“
- Japan gibt öffentlich bekannt, europäische und US-Staatsanleihen zu kaufen
- Die EZB senkt die Zinsen auf null Prozent
- Deutschland verpflichtet sich dem EFSF zu 100 Prozent und nimmt ein Downgrading seiner Bonität in Kauf
- Präsident Obama ruft einen Feiertag aus und gewinnt damit Zeit
- Die EU verbietet Leerverkäufe – gefolgt von den G20-Staaten
- Die G7 intervenieren bei Yen und Schweizer Franken – mit Hilfe von China
- Alle Märkte werden geschlossen, um bis Montag früh einen neue Lösung zu finden
„Letztlich werden wir wohl eher eine „Euro-Mark“ bekommen, also eine Währungszone ohne die Peripherieländer, als dass die europäischen Regierungen und allen voran Deutschland sich absolut der EU-Rettung verschreiben“, so Jakobsen abschließend.