„Aufgrund des Volumens der italienischen Staatsverschuldung, von immerhin 1,6 Billionen Euro, wären bei einer ausgewachsenen Vertrauenskrise – am italienischen Staatsanleihemarkt sowie dem Bankensektor – entschlossenere politische Maßnahmen erforderlich, um die Stabilität des Euroraums zu gewährleisten“, so Eric Chaney, Chefstratege bei AXA Investment Managers. „Dafür bieten sich zwei Möglichkeiten: Erstens, ein großvolumiger Aufkauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB). Da Deutschland sich nun mit EFSF-Interventionen einverstanden erklärt hat, könnte die EZB ab sofort in diesem neuen Rahmen agieren. Zweitens, die Umwandlung fällig werdender nationaler Staatsanleihen in neu ausgegebene Euro-Bonds. Das würde die Marktperspektive dramatisch verändern und zu einer umgehenden Preisanpassung bei auf Euro lautenden Staatsanleihen führen. Euro-Bonds können dem Euroraum jedoch nur unter engen Voraussetzungen aus der finanziellen und politischen Schieflage helfen: Nur ein begrenzter Teil der Schulden wäre wandelbar (bis in Höhe von 60% des BIP), Euro-Bonds wären gegenüber nationalen Staatsanleihen vorrangig und die Teilnahme am Euro-Bond-Programm wäre nur bei haushaltspolitischem Wohlverhalten möglich. Nur dann ist ausgeschlossen, dass fiskalische Solidarität einer Transferunion Vorschub leistet und jene Staaten belohnt, die über ihre Verhältnisse leben. Die damit verbundenen Kosten würden eine weitere Beschneidung der Finanzhoheit darstellen. Aber so weit sind wir noch nicht. Eine bleibende Lehre aus der EU-Schuldenkrise lautet jedoch, dass man die Entschlossenheit der politischen Entscheidungsträger in der Europäische Währungsunion (EWU) nicht unterschätzen sollte.“