Auf ihrer jüngsten Ratssitzung kündigte die Europäische Zentralbank (EZB) wie erwartet ein groß angelegtes Kaufprogramm für Staatsanleihen und andere Wertpapiere innerhalb der Eurozone an. Das neue Programm umfasst ein monatliches Volumen von 60 Milliarden Euro und wird von März 2015 bis Ende September 2016 durchgeführt. Die Höhe der Anleihenkäufe soll den jeweiligen Kapitalanteilen der Mitgliedsstaaten an der EZB entsprechen.
Das Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank sorgt für eine quantitative Lockerung des Finanzkreislaufes, eine Maßnahme, mit der bereits die US-Notenbank Fed in den vergangenen Jahren das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft anregen wollte. Mit dem Aufkauf von Staatsanleihen vergrößert die EZB die im Umlauf befindliche Menge an Zentralbankgeld. Diese zusätzlichen Mittel sollen von den Banken in Form von Darlehen an Unternehmen und Verbraucher weitergegeben werden. Gleichermaßen sinken die langfristigen Zinsen und die zur Eurozone gehörenden Staaten können sich bei Investoren zu günstigeren Konditionen Geld beschaffen.
Zuletzt bereitete EZB-Präsident Mario Draghi insbesondere die Inflationsdynamik des Euroraums Sorgen. Die neue geldpolitische Maßnahme soll eine anhaltende Deflation abwenden und die Inflationsrate in Richtung des EZB-Ziels von 2,0 Prozent bewegen, nachdem sich die Verbraucherpreise der Eurozone in den letzten Monaten kontinuierlich verringerten und im Dezember sogar ein negatives Ergebnis erzielten.
Kritiker dieser neuen EZB-Maßnahme gehen davon aus, dass das Kaufprogramm angesichts eines bereits extrem niedrigen Leitzinses von 0,05 Prozent nur begrenzte Wirkungskraft zeigt. Zusätzlich wird befürchtet, dass die Banken die zusätzlichen Mittel auf dem Aktien- oder Immobilienmarkt investieren und nicht an Unternehmen und Verbraucher weiterreichen. Ebenso könnten Reformen und nachhaltiges Wirtschaftswachstum in den Krisenländern dadurch behindert werden, dass die Europäische Zentralbank Mitgliedsstaaten deren Staatsanleihen abkauft. Ein Teil der Kapitalmarktexperten geht außerdem davon aus, dass die niedrigen Verbraucherpreise hauptsächlich von sinkenden Ölpreisen getrieben werden und deshalb keine akute Deflationsgefahr für die Eurozone besteht.
Bauzinsen behalten niedrigen Kurs bei
Im Gegensatz zu den Entscheidungen der EZB bezüglich des Leitzinses, die sich nicht direkt auf die langfristigen Zinsen auswirken, beeinflusst das Kaufprogramm die Renditen für Staatsanleihen, an denen sich die Renditen für Pfandbriefe und die Baufinanzierungszinsen orientieren. Obwohl das Staatsanleihen-Kaufprogramm bereits seit einiger Zeit erwartet worden war, sank der Bestzins für Baufinanzierungen mit zehnjähriger Zinsfestschreibung im Anschluss an die jüngste Ratssitzung. Anfang Februar erreichte der Zinssatz 1,06 Prozent.
Baufinanzierungskunden bieten sich dementsprechend noch ansprechendere Zinskonditionen, die sie sich mit einer langfristigen Zinsbindung über 20 Jahre und darüber hinaus sichern können. Stephan Gawarecki, Vorstandssprecher der Dr. Klein & Co. AG, weist erneut darauf hin, dass auch Haus- und Wohnungsbesitzer mit laufenden Finanzierungen das niedrige Zinsniveau für sich nutzen können: „Falls Ihr Baudarlehen in den nächsten zwölf bis 60 Monaten ausläuft, können Sie mit einem Forward Darlehen die aktuellen Zinsen für die Zukunft absichern. Bei Interesse sollte in jedem Fall der geringe Zinsaufschlag, der für den Abschluss eines Forward Darlehens zu leisten ist, in die Überlegungen miteinbezogen werden.“ In einem Gespräch mit einem unabhängigen Finanzberater von Dr. Klein wird gerne geklärt, wie hoch der Zinssatz eines Forward Darlehens ausfallen würde, um bereits heute für die Anschlussfinanzierung in der Zukunft absolute Planungssicherheit zu haben.
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EZB: Staatsanleihen-Kaufprogramm wird Realität
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