"Für Anleiheninvestoren wird 2012 kein einfaches Jahr. Gerade mit Blick auf Staatsanleihen werden Anleger ihre bisherige Vorstellung von "sicheren Häfen" weiter überdenken. Denn auch im kommenden Jahr wird das Risiko von Zahlungsausfällen bei Staatsanleihen ihre Hauptsorge sein. Anleger sollten sich jedoch davor hüten, alle Anleihenarten über einen Kamm zu scheren.
Staatsanleihen aus den USA, Großbritannien, Kanada und Australien gelten als besonders sicher, sie dürften sich stärkerer Nachfrage erfreuen.
Außerdem wird sich zeigen, dass Unternehmensanleihen mit höchster Bonität heute zahlreiche Merkmale aufweisen, die Anleger früher Staatsanleihen zugeschrieben haben. Tatsächlich sind die Bilanzen vieler Unternehmen inzwischen in besserer Verfassung als die Staatshaushalte der Länder, in denen sie ansässig sind.
Da im Kampf gegen die Krise auch die Ausweitung der Geldmenge ein denkbares Szenario bleibt, sollten Anleger die Möglichkeit eines Inflationsanstiegs nicht aus dem Auge verlieren. Ich gehe davon aus, dass viele Anleger zu Beginn des neuen Jahres die derzeit günstigen Bewertungen nutzen werden, um sich unter anderem mit inflationsgeschützten Papieren einzudecken. Zudem dürften Investoren 2012 Schwellenländeranleihen stärker unter strukturellen, anstatt, wie bisher, taktischen Erwägungen ins Kalkül ziehen. Nicht wenige Schwellenländer sind inzwischen in Sachen Schuldenstand und Haushalt vielen Industrieländern weit überlegen. Und da im Zuge der allgemein schlechteren Marktstimmung auch die Anleihenrenditen von Schwellenländern mit vernünftiger Wirtschafts- und Haushaltspolitik gestiegen sind, sollten diese Papiere ertragsorientierten Anlegern attraktive Chancen eröffnen. Inflationsgeschützte Anleihen aus den Schwellenländern locken ebenfalls mit interessanten realen Renditen. Den Nachteil vergleichsweise höherer Preise dürften sie auch im kommenden Jahr durch ein robustes Wirtschaftswachstum mehr als wettmachen."
Andrew Wells, Global Chief Investment Officer Fixed Income Fidelity
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Soeben erscheinen:
BOND YEARBOOK 2011/12 – das Nachschlagewerk für Anleiheinvestoren und Emittenten.
94 Seiten, 29 Euro
http://www.fixed-income.org/fileadmin/2011-11/Flyer_BondBook.pdf
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"Weltweit richten die Zentralbanken ihr Augenmerk zunehmend auf die Ankurbelung des Wirtschaftswachstums. Tatsächlich ist in manchen Fällen ein steigendes Inflationsniveau der Preis dafür, eine Volkswirtschaft vor dem Rückfall in die Rezession zu bewahren. Insbesondere in schuldengeplagten Staaten dürften wir 2012 mehr von dieser Geldpolitik sehen. Ein prima Beispiel ist die Fed, die mit ihren massiven Ankaufprogrammen für US-Staatsanleihen die amerikanische Volkswirtschaft mit Liquidität aufgebläht hat. In Europa scheint angesichts der zu erwartenden Rezession im kommenden Jahr die Sorge vor Inflation aktuell zwar weniger akut. Doch wird ein Abgleiten in die Rezession die Zentralbanken zu einer experimentelleren Geldpolitik verleiten. Damit könnte dann auch in Europa geldpolitisch die Büchse der Pandora geöffnet werden. Für 2012 erwarte ich, dass das Inflationsniveau in den USA, Großbritannien sowie in den europäischen Kernstaaten bis weit ins erste Quartal hinein über den Zielmarken bleiben wird. Dabei sollte die Inflation nicht völlig außer Kontrolle geraten. Nichtsdestotrotz bleibt Geldentwertung durch die Aussicht auf weitere monetäre Impulse ungeahnten Ausmaßes mittel- bis längerfristig eine reale Gefahr für die Weltwirtschaft. Eine Überhitzung der aufstrebenden Volkswirtschaften könnte diese noch erhöhen. Inflationsindexierte Anleihen bleiben für Anleger daher unverzichtbar.
Insgesamt dürfte der globale Anleihenmarkt 2012 extrem volatil bleiben. Während die Renditen der sehr solventen und/oder liquiden Staatsanleihen historisch niedrige Niveaus erreicht haben, sind die Aussichten für globale Unternehmensanleihen günstig. Die Bilanzen der Unternehmen bleiben vergleichsweise robust, die Geldpolitik ist gelockert, und bestimmte Anleihen dieser Kategorie bieten eine attraktive Bewertung. Meines Erachtens wird die Jagd nach Rendite die Anleger verstärkt in diese Anlageklasse treiben. Allerdings besteht die Möglichkeit einer weiteren Ausweitung der Spreads aufgrund der Volatilität bei Staatsanleihen.“
Andy Weir, Fondsmanager des Fidelity Global Inflation Linked Bond Fund
"Auch im neuen Jahr werden Staatsverschuldung und andere politische Risiken das Denken der Anleger beherrschen. Schwache Konjunkturdaten und Zweifel an den Wachstumsaussichten für die USA und die Weltwirtschaft insgesamt werden die Stimmung prägen. Angesichts äußerst niedriger Renditen auf US-Bundesanleihen erwarte ich eine steigende Nachfrage der Anleger nach ertragsstarken Anlagealternativen. Davon könnten Unternehmensanleihen profitieren. Dabei sind vor allem Unternehmensanleihen von hoher Qualität und mit kurzen Laufzeiten attraktiv, aber auch Anleihen von Unternehmen, die nach einer strategisch sinnvollen Übernahme eine Entschuldungsphase durchlaufen."
Rick Patel, Fondsmanager des Fidelity US Dollar Bond Fund
"Angesichts der verhaltenen Konjunkturdaten für die europäischen Kernländer, der anhaltenden Schwäche der peripheren Volkswirtschaften und des zunehmenden Risikos politischer Differenzen unter den Mitgliedsstaaten der EU gehe ich davon aus, dass sich die Wachstumsaussichten für die Eurozone 2012 weiter verschlechtern werden. Das Zusammentreffen aus einer strengeren Haushaltspolitik in der gesamten Eurozone, der Entschuldung der Banken, verschärfter Kreditbedingungen und fortdauernder Unsicherheit durch die europäische Staatsschuldenkrise macht die Eurozone anfällig für mögliche exogene Schocks. Nach meiner Einschätzung werden die Marktturbulenzen 2012 auf die Kernländer der Eurozone übergreifen und eine stärkere Spannung zwischen den Peripheriestaaten und den übrigen Volkswirtschaften verursachen. In einem derartigen Umfeld dürften zyklische Sektoren schwächer abschneiden."
David Simner, Fondsmanager des Fidelity Euro Corporate Bond Fund