,,Die vergangenen Monate waren ereignisreich und in vielerlei Hinsicht positiv für Europa: Der schwache Euro hat den europäischen Exporten, an denen Deutschland erheblichen Anteil hat, Rückenwind verliehen. Ein weiteres Plus ist der niedrige Ölpreis. Von ihm profitieren nicht nur heimische Privathaushalte und Unternehmen. Er kommt auch den amerikanischen Verbrauchern zugute. Dies wiederum ist ein Vorteil für die vielen deutschen Konsumgüterhersteller, die im Export ein starkes Standbein in den USA haben. Zusätzlich profitieren die deutschen Hersteller dank des niedrigen Ölpreises auch vom stärkeren Konsum der deutschen Verbraucher. Das heizt die Konjunktur an und treibt die Unternehmensgewinne. Von diesem Trend profitiert zum Beispiel Continental: Während die Preise für Rohmaterial wie Gummi und Öl drastisch sinken, verzeichnet das Unternehmen ein kräftiges strukturelles Wachstum bei komplexen Produkten wie beispielsweise Fahrassistenzsystemen.
Ich habe meinen Fonds seit einiger Zeit für einen moderaten Aufwärtstrend positioniert. Dazu gehört ein Engagement in Exportunternehmen, weil ich glaube, dass sie zu den Gewinnern des Jahres 2015 zählen werden. Allerdings erscheint der Markt nicht länger günstig. Aktuell liegen die Bewertungen zwar unter dem langfristigen Durchschnitt. Wenn wir jedoch die Dotcom-Ära herausnehmen, in der Spitzenwerte mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von 30 das langfristige Bewertungsniveau nach oben getrieben hatten, rangieren die aktuellen Kennzahlen leicht über dem langfristigen Durchschnitt. Damit gilt es wieder umso mehr, Unternehmen mit Potenzial für weiteres Gewinnwachstum aufzuspüren. Vorsichtig bin ich vor allem bei Marktbereichen, die aktuell besonders teuer bewertet sind, darunter viele dividendenstarke Titel. Der Automobilsektor, den ich aktuell stark übergewichtet habe, hat sich außergewöhnlich gut entwickelt. Ich werde daher das Engagement zurückfahren und die Gewinne in Branchen anlegen, in denen ich stärkeres Aufwärtspotenzial sehe. Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung entwickeln sich seit längerem beständig besser als Small Caps. Das dürfte sich jedoch ändern, nicht nur wegen der Bewertungen, sondern auch weil die Anleger zu Beginn eines zyklischen Aufschwungs stärker auf Liquidität achten.
Es ist viel darüber spekuliert worden, welche Folgen ein ,,Grexit" für Europa haben könnte. Ich halte einen Ausstieg Griechenlands aus dem Euro für wenig wahrscheinlich, denke aber, dass er für die EU wirtschaftlich verkraftbar wäre. Insofern bewerte ich dies als kurzfristiges Risiko. Allerdings sind die Marktteilnehmer zurzeit sehr optimistisch, und die Märkte haben sich seit Jahresbeginn sehr gut entwickelt, obwohl in politischer Hinsicht noch einige Schlaglöcher vor uns liegen. Der Optimismus an den Märkten könnte daher nicht nachhaltig untermauert sein. Insofern gehe ich davon aus, dass die Volatilität in den kommenden Monaten weiter ansteigt. Das bietet jedoch neue Kaufgelegenheiten. Mein Fokus liegt auf Unternehmen, die hohe Gewinne abwerfen, überdurchschnittliche Wachstumsraten aufweisen, Marktanteile gewinnen und Produkte anbieten, die sich an verändernde politische Rahmenbedingungen anpassen können. Abgesehen von den politischen Risiken in Europa beobachte ich zurzeit vor allem, wie sich die wirtschaftliche Situation in China entwickelt. Denn diese Volkswirtschaft trägt maßgeblich zu den Gewinnen deutscher Unternehmen bei. Trotz des sich abkühlenden Wachstums mache ich mir hier kurzfristig jedoch keine allzu großen Sorgen. Darüber hinaus behalte ich das globale Wachstum im Auge, weil es ein zuverlässiger Indikator für die Entwicklung der deutschen Unternehmen ist. Aktuell erscheinen die Prognosen durchaus günstig."
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Fidelity Marktkommentar: Schwacher Euro verleiht deutschen Exporten Rückenwind
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