Anleger sollten sich durch die schlechte Marktstimmung nicht von Anlagen in US-Banken abschrecken lassen, erläutert Ryan Brist, Leiter US Investment Grade Credit bei Legg Masons globalem Anleihenmanager Western Asset Management. Er ist sich sicher: „Es wäre falsch, sich jetzt aus dem Sektor zu verabschieden."
„Anleger haben sich auf kurzfristige negative Details konzentriert und dabei die soliden längerfristigen Fundamentaldaten nahezu vollständig ignoriert“, sagt Ryan Brist.
Das unnatürlich niedrige Zinsumfeld, der rechtliche und aufsichtsrechtliche Druck und die Angst vor einer europäischen Ansteckung tragen zu der überwältigend negativen Stimmung mit ihrem "Käuferstreik" bei, erläutert Brist. Dadurch sind die Bewertungen aber gesunken und bieten heute attraktive Chancen für Anleger, ihre Gewichtungen in US-Bankwerten zu erhöhen. Allerdings, so warnt Brist, sollten Anleger Geduld mitbringen, denn es kann dauern, bis sich die gewünschten Ergebnisse einstellen.
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„Wer US-Banken jetzt übergewichtet, sieht möglicherweise keine unmittelbaren Erfolge, doch irgendwann sollten die längerfristigen Fundamentaldaten, die sich in den Bilanzen widerspiegeln, auch in den Spreads erkennbar werden", erläutert er. „Banken haben fast überall auf der Welt ihre Bilanzen bereinigt. Anleger sollten dabei immer bedenken, dass es beim Investieren um künftige und nicht um vergangene Coupons geht."
Wie Brist erläutert, haben US-Banken das um immaterielle Vermögenswerte reduzierte Stammkapital in ihren Bilanzen in den vergangenen zwei Jahren beinahe verdoppelt und finanzieren sich weniger als früher über den Markt für kurz laufende Anleihen. Zudem weist er darauf hin, dass immer weniger Kredite neu in Zahlungsverzug geraten und die Banken weltweit deshalb ihre Rückstellungen für Kreditausfälle verringern. Tatsächlich zeigen jüngste Analysen, dass 80 Prozent der Verluste von US-Banken bereits abgeschrieben sind und die verbleibenden 20 Prozent an künftigen Verlusten über Gewinne und die gestärkte Eigenkapitalbasis kompensiert werden sollen.
„Natürlich beobachten wir die kurzfristige Volatilität und die Tatsache, dass die negative Stimmung das Verhalten der Verbraucher beeinflussen kann, mit großer Sorge. Wir glauben allerdings nicht an Ausfälle großer US-Banken für Anleiheninvestoren weltweit", sagt Ryan Brist. „Die nächsten drei bis sechs Monate könnten noch einmal ziemlich schwierig werden, aber längerfristig rechnen wir bei Anlagen in große Finanzinstitute nicht mit Nennwertverlusten."
Zudem sollten sich die Anleger seines Erachtens nicht durch die jüngsten Herabstufungen einiger US-Banken durch die Ratingagenturen beeinflussen lassen. „Wir haben den Eindruck, dass die Rating-Entwicklung die betriebswirtschaftliche Realität, die die Bilanzen abbilden, nicht angemessen berücksichtigt", erläutert Brist. „Die großen US-Banken haben bei der Mittelbeschaffung, Kapitaladäquanz und Qualität ihrer Aktiva zweifellos große Fortschritte gemacht. Ihre Kreditwürdigkeit hat sich deutlich verbessert. Trotzdem erwarten wir bei den Ratings in absehbarer Zeit keine positive Entwicklung. Die jüngste Herabstufung der Bank of America ist lediglich ein weiteres Beispiel dafür, dass Moody's nach der ehemals zu positiven Bewertung des Sektors jetzt in die andere Richtung hin übertreibt."
Zudem ist es nach Einschätzung von Brist wenig sinnvoll, das derzeitige Marktumfeld mit der liquiditätsbedingten Finanzkrise vor drei Jahren zu vergleichen. „Heute ist die Situation genau umgekehrt: zwar leidet der Markt immer noch unter dem Vertrauensverlust, aber die Bankeinlagen waren nie höher, und die Institute halten sehr viel Liquidität in ihren Bilanzen. Die psychologische Hemmschwelle, die die Märkte 2008 überwinden mussten, unterscheidet sich grundlegend von der aktuellen Lage."