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„Wir möchten ein schuldenfreies Unternehmen schaffen“, Markus Ehret, SINGULUS TECHNOLOGIES AG

Die SINGULUS TECHNOLOGIES AG plant eine strategische Neuausrichtung des Geschäfts verbunden mit einer Neuordnung der Bilanzstruktur. Dies wurde aufgrund eines Einbruchs im Geschäftsbereich Optical Disc (Blu ray-Maschinen) notwendig. Das Geschäftsjahr 2014 wurde mit einem Nettoverlust von 51,6 Mio. Euro abgeschlossen. Für die am 9. Juni stattfindende Hauptversammlung sollen Vorratsbeschlüsse für eine Veränderung der Finanzierungs- und Kapitalstruktur geschaffen werden. Dies könnte beispielsweise ein Debt-Equity-Swap sein. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutern CEO Dr.-Ing. Stefan Rinck und CEO Markus Ehret die Hintergründe.

BOND MAGAZINE: Bitte erläutern Sie die strategische Neuausrichtung.

Dr. Rinck: Den Weg der Neuausrichtung haben wir eigentlich schon lange eingeschlagen. Wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenzen. Natürlich finden diese Kernkompetenzen in verschiedenen Bereichen Anwendung: Das sind die Bereiche Solar und Halbleiter. Wir möchten in weitere Anwendungsbereiche diversifizieren, um das Unternehmen auf breitere Beine zu stellen. Dies ist uns beispielsweise im Bereich Decoline gelungen, in der wir Konsumartikel in 3D beschichten. Im Bereich Optical Disc war der Rückgang stärker, als wir das erwartet hatten. Wir setzen große Hoffnungen auf neue Anwendungsgebiete. Auf der Hannover Messe haben wir mit großem Erfolg eine neue Maschine für den Bereich dekorative Beschichtung vorgestellt. Hierfür haben wir bereits zahlreiche Interessenten. Wir veranstalten in den nächsten Wochen Kundentage, um die Maschinen potenziellen Käufern vorzustellen. Aber auch der Solarbereich stimmt uns optimistisch. In der Sparte konnten wir im ersten Quartal Aufträge im Volumen von über 50 Mio. Euro gewinnen. Diese Aufträge beziehen sich alle auf neu entwickelte Maschinen, mit denen wir gut positioniert sind.

BOND MAGAZINE: Bei Maschinen für die Solarindustrie scheint sich eine Trendwende anzudeuten, hier gibt es wieder positive Marktstudien und auch Ihre Mitbewerber gewinnen Aufträge. Deutet dies auf eine nachhaltige Trendwende hin?

Dr. Rinck: Ja, das sehen wir auch so. Auch die VDMA-Zahlen zeigen einen gewissen Aufschwung. Die Auftragssituation bei den Ausrüstern hat sich deutlich verbessert. In der Tat haben auch unsere Mitbewerber Aufträge gewonnen, die Trendwende scheint nachhaltig zu sein.

Ehret: Wir müssen Stabilität zeigen, sowohl gegenüber unseren Kunden als auch am Kapitalmarkt. Hierfür müssen wir die Bilanzstruktur stabilisieren. Denn mit potenziellen Käufern sprechen wir über Aufträge, die sich durchaus im zweistelligen Millionenbereich bewegen. Und die Kunden fragen natürlich auch nach unserer finanziellen Situation. Wir müssen den Kunden Stabilität zeigen, um das Potenzial abrufen zu können. Bei großen Aufträgen gibt es immer wieder entsprechende Nachfragen.

BOND MAGAZINE: In Bezug auf Ihre Bilanzstruktur und einen möglichen Debt-Equity-Swap sprechen wir erst einmal über Vorratsbeschlüsse, oder?

Ehret: Ja, das ist richtig. Wir möchten ein schuldenfreies Unternehmen schaffen. Rechnerisch dürfte sich unser Enterprise Value nicht deutlich verändern. Es gibt für die Aktionäre lediglich eine Stimmrechtsverwässerung.

BOND MAGAZINE: Werden die Vorratsbeschlüsse prophylaktisch geschaffen oder denken Sie konkret an eine Umsetzung der Beschlüsse?


Ehret: Eigentlich ist beides richtig. Vorratsbeschlüsse sind eigentlich immer
prophylaktisch. Wir denken aber auch daran, diese konkret umzusetzen. Wir werden das Thema am 9. Juni im Rahmen der Hauptversammlung mit unseren Aktionären diskutieren und müssen sehen, ob man den Beschlüssen zustimmt. Danach möchten wir dann auf die Anleihegläubiger zugehen. Wir haben keinen akuten Handlungsdruck und sind mit Liquidität ausgestattet. Der Ausblick im Solarbereich ist auch ganz ordentlich. Aber wir müssen unsere Aktivitäten neben dem  Optical Disc Geschäft konsequent weiter in neue Märkte ausweiten

BOND MAGAZINE: Sie haben bereits fertige Blu ray-Maschinen auf Lager, oder? D.h. ein Auftragseingang in der Sparte wäre für Sie zunächst nicht mit direkten Kosten verbunden?

Dr. Rinck: Der Verkauf unserer BLULINE II Maschinen führt direkt zu einer Reduzierung der Lagerbestände und einem Zufluss an Barmitteln. Dies ist mit keinen nennenswerten weiteren Kosten verbunden.

BOND MAGAZINE: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org

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