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„Die Änderung der Abstimmung ist auf der Basis der Gespräche mit großen Einzelgläubigern und dem designierten gemeinsamen Vertreter erfolgt“, Kees Vlasblom, CFO, Beate Uhse AG

Am 6. Juli findet die zweite Anleihegläubigerversammlung der Beate Uhse AG in Hamburg statt. Insbesondere die Stundung der am 9. Juli fälligen Zinsen in Höhe von rund 2,3 Mio. Euro ist von großer Bedeutung, da die Liquidität sonst knapp werden könnte. Zur ersten Anleihegläubigerversammlung am 8. Juni waren weniger als 15% des Anleihevolumens angemeldet. Bei der zweiten Anleihegläubigerversammlung muss ein Quorum von mindestens 25% erreicht werden, Änderungen der Anleihebedingungen müssen dann mit einer qualifizierten Mehrheit von 75% beschlossen werden. Um eine konsensuale Lösung zu finden, hat das Management der Beate Uhse AG daher gemeinsam mit großen Anleihegläubigern und dem designierten gemeinsamen Vertreter die Tagesordnung modifiziert und unterstützt in wesentlichen Punkten die Anträge von Robus Capital. Durch die Zinsstundung soll die Gesellschaft in die Lage versetzt werden, ein tragfähiges Sanierungskonzept zu erarbeiten. Entsprechend wurde die Tagesordnung um zwei Punkte ergänzt: Der gemeinsame Vertreter soll zu Verhandlungen über das Restrukturierungskonzept ermächtigt und zur Zustimmung weiterer Zinsstundungen ermächtigt werden. Zudem soll die Beschlussfassung über die Einführung eines Sonderkündigungsrechtes erreicht werden. Im Interview mit dem BOND MAGAZINE erläutert CFO und interims-CEO Kees Vlasblom die weitere Strategie.

BOND MAGAZINE: Weshalb sind aus Ihrer Sicht eine Verlängerung der Anleihe und eine Reduzierung des Kupons notwendig?

Vlasblom: Aus unserer Sicht ist es notwendig, die laufende operative Neuausrichtung nachhaltig und konsequent umzusetzen und diese Maßnahmen und Strategien nicht durch eine angespannte Liquiditätssituation zu gefährden. Unser vorläufiges Restrukturierungskonzept sah eine Laufzeitverlängerung um fünf Jahre und eine Zinsreduzierung vor. Nach Gesprächen mit wesentlichen Anleihegläubigern und dem designierten gemeinsamen Vertreter, wurde jedoch deutlich, dass das Restrukturierungskonzept derzeit keine erforderliche Mehrheit finden würde. Insofern schlagen wir unseren Anleihegläubigern für die 2. AGV zunächst nur die Bestellung des gemeinsamen Vertreters und eine Zinsstundung sowie den vorübergehenden Ausschluss von Kündigungsrechten vor. Damit würden wir Zeit gewinnen, die wir benötigen, um ein neues Restrukturierungskonzept zu entwickeln, das die Zustimmung der Anleihegläubiger findet und durch das Sanierungsgutachten nach IDW S6 unterlegt wird.

BOND MAGAZINE: Doch sind damit wirklich die Probleme gelöst und bedarf es nicht einer strategischen Neuausrichtung?

Vlasblom: Die strategische operative Neuausrichtung läuft bereits. Das Gesamtrestrukturierungskonzept hat das Ziel, eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit der Beate Uhse-Gruppe sicherzustellen und die Beate Uhse-Gruppe auf ein marktübliches Renditeniveau zu bringen. Schwerpunkt unserer operativen Sanierung ist die weitere Fokussierung auf das E-Commerce-Geschäft als den zentralen Vertriebskanal des Konzerns. Der stationäre Einzelhandel soll dabei über das direkte Markenerlebnis den Online-Vertrieb unterstützen und über Cross-Channel-Aktivitäten den B2C-Bereich stärken. Zur konsequenten Ausrichtung auf diesen Vertriebsweg haben wir Anfang 2016 das klassische Kataloggeschäft beendet und der Vorstand um einen Chief Operating Officer (COO) mit ausgeprägter Online- und B2C-Expertise erweitert. Wir befinden uns hier also in der Umsetzung und im laufenden Geschäftsjahr 2016 zeigen die Maßnahmen der operativen Sanierung auch erste Effekte. Wir sind nach wie vor von der Richtigkeit der operativen Sanierung und den geplanten Maßnahmen überzeugt. Die Umsetzung der operativen Restrukturierung erfordert jedoch mehr Zeit als ursprünglich geplant und muss durch eine finanzielle Restrukturierung unterlegt werden, um eine ausreichende Liquidität sicherzustellen und die Profitabilität von Beate Uhse wiederherzustellen.

BOND MAGAZINE: Sie wollen sich auf das Online-Geschäft und die Zielgruppe Frauen konzentrieren. Was unternehmen Sie, um online mehr Erfolg zu haben – ein anderes Logo wird nicht ausreichen.

Vlasblom: Wir haben einen Großteil unserer Shops neu gestaltet und einen umfangreichen Relaunch durchgeführt. Dieser basiert auf einem komplett neuen Markenauftritt und einem neuen und innovativen Produktportfolio mit einer Vielzahl an Eigenmarken. Ein entscheidender strategischer Schritt bei dem Transfer von Offline zu Online war natürlich die Berufung von Dennis van Allemeersch als Chief Operating Officer im März dieses Jahres. Dennis van Allemeersch wird den Ausbau des Bereichs E-Commerce und damit die Umsetzung der eingeleiteten B2C-Strategie entscheidend voranbringen. Damit tragen wir dem strategischen Fokus auf den E-Commerce Rechnung.

BOND MAGAZINE: Ihre Zielgruppe sind angeblich Frauen, doch Sie haben schmuddelige Läden, in Gegenden, in die Frauen nicht gehen. Wie wollen Sie sich stärker an der Zielgruppe Frauen ausrichten?

Vlasblom: Beate Uhse versteht sich als Händler für erotischen Lifestyle und sexual well-being. Wir haben mittlerweile mehr als 60% weibliche Kunden und bieten Frauen, Singles und Paaren on- und offline eine Plattform, die selbstbewusst, modern und souverän mit dem Thema Sexualität umgeht. Unsere Shops haben wir im Zuge der Neuausrichtung an den neuen Markenauftritt und unsere heutige Zielgruppe angepasst. Dabei haben wir ganz gezielt auch Filialen geschlossen, die nicht mehr in unser Konzept passen. Unsere Stores sind das sichtbare Aushängeschild der Marke Beate Uhse und befinden sich inzwischen immer häufiger in City-Lagen, Einkaufszentren und den beliebten Einkaufspassagen der Städte. Die zentrale Lage und Boutique-Optik der Stores sowie die hochwertige Produkt-Präsentation sprechen Frauen und Paare an. Mit einer Vielzahl attraktiver Produkte aus den Bereichen Dessous, Love-Toys, Fashion und Wellness bieten wir gerade unseren weiblichen Kundinnen eine große Auswahl an allem, was das Herz begehrt. Im Bereich B2C sind wir außerdem dabei, personalisierte Produktangebote, die Erweiterung von Funktionen im digitalen und mobilen Handel und die stärkere Individualisierung der Marketingkonzepte voranzutreiben. All dies dient auch der Fokussierung auf unsere Kernzielgruppe.

BOND MAGAZINE: Wie schnell oder langsam kommen Sie aus den Mietverträgen für die Läden raus?

Vlasblom: Im Rahmen unserer operativen Neuausrichtung haben wir unsere Einzelhandelsstandorte genau unter die Lupe genommen und geprüft, ob diese in unser Konzept der zukunftsträchtigen Zielgruppen passen. Im Zuge dessen wurden 16 Standorte, die verlustbehaftet waren und nicht positiv zur B2C-Strategie beitrugen, geschlossen. In der Regel haben die Mietverträge dabei eine kurze bis mittlere Laufzeit. Zum Teil mit der Option unsererseits, diese zu verlängern. Wir prüfen derzeit neue Flagship-Standorte, die dann die ganze Produktvielfalt im neuen Layout und einem einzigartigen Einkaufserlebnis präsentieren können. Lassen Sie sich hier von unserer kurzfristigen Zukunft überraschen.

BOND MAGAZINE: Sie haben eine Gläubigerversammlung einberufen, ohne dass ein IDW S6-Gutachten vorlag, ebenso wie aktuelle Finanzinformationen. Wie wollen Sie das Vertrauen der Anleihegläubiger zurückgewinnen?

Vlasblom: Mit der Einladung zur ersten Anleihegläubigerversammlung haben wir die logische Konsequenz aus der Situation der Beate Uhse AG gezogen. Die Umsetzung der operativen Sanierung benötigt deutlich mehr Zeit als geplant, die Transferdynamik von Offline zu Online ist noch zu gering und darüber hinaus lag die Umsatz- und Ertragsentwicklung der Beate Uhse-Gruppe im zweiten Quartal 2016 deutlich unterhalb der Planungsszenarien. Daher war zu dem Zeitpunkt ein zeitnahes Handeln und eine Umsetzung der bereits im Geschäftsbericht 2015 angekündigten finanziellen Restrukturierung erforderlich, um eine ausreichende Liquidität der Emittentin sicherzustellen und die Profitabilität der Emittentin wiederherzustellen. Die Geschäftsführung der Beate Uhse AG hat daher zu dem Zeitpunkt ein vorläufiges finanzielles Restrukturierungskonzept für die Beate Uhse-Anleihe erarbeitet. Unser erstes vorläufiges Restrukturierungskonzept ist dabei nicht auf eine breite Zustimmung gestoßen, unter anderem weil die Unterlegung mit dem Sanierungsgutachten noch aussteht. Das ist für uns nachvollziehbar und wir haben die Rückmeldungen der Anleihegläubiger und des designierten gemeinsamen Vertreters aufgegriffen und daraus die Entscheidung abgeleitet, zunächst nur über einen gemeinsamen Vertreter und eine Zinsstundung zu beschließen. Im weiteren Prozess werden wir die Anleihegläubiger einbeziehen und als nächsten Schritt werden wir gemeinsam ein tragfähiges finanzielles Restrukturierungskonzept entwickeln und umsetzen, das natürlich auf dem Sanierungsgutachten nach IDW S6 von Ernst & Young basieren wird. So wollen wir gemeinsam eine erfolgreiche Restrukturierung der Beate Uhse Anleihe erreichen. Darüber hinaus sind wir dem Wunsch der Anleihegläubiger nachgekommen und stellen wesentliche Informationen zur Beurteilung der wirtschaftlichen und finanziellen Lage der Gesellschaft schon vor der AGV zur Verfügung.

BOND MAGAZINE: Wie stehen Sie zum Gegenantrag von Robus Capital?

Vlasblom: Die Änderung der Abstimmung für die zweite Anleihegläubigerversammlung ist ja auf der Basis der Gespräche mit großen Einzelgläubigern und dem designierten gemeinsamen Vertreter erfolgt. Hierzu gehört selbstverständlich auch Robus. Wenn Sie unsere Agenda nun sehen, weicht diese nur unwesentlich von den Forderungen von Robus ab.

Das Interview führte Robert Cleve, http://www.restrukturierung-von-anleihen.com/

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