Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2015 bewegt sich das globale Wachstum weiterhin im positiven Bereich, hat jedoch an Tempo verloren. Der Deflationsdruck lässt nach, wobei in den USA und Großbritannien gerade eine Schließung der Produktionslücken beobachtet werden kann. Während die Zinswende in diesen beiden Ländern näher rückt, verfolgen die Notenbanken in den anderen großen Volkswirtschaften ihre expansive Geldpolitik nach wie vor mit großem Elan. An den Zinsmärkten nimmt die Volatilität zu. Riskante Anlagen können allerdings vom aktuellen Makroumfeld immer noch weitgehend profitieren. Indes bereitet die Wachstumsverlangsamung in China weiterhin Sorgen, während die Auswirkungen der Griechenland-Krise die Aussichten für die Eurozone trüben.
USA – (Fast) Überall im grünen Bereich
Die USA können abermals einen schwachen Jahresstart ausbügeln. Der Arbeitsmarkt hat das Wirtschaftswachstum in der gesamten ersten Jahreshälfte übertroffen, die Konjunkturflaute ist weitgehend überwunden und die Inflation auf dem Vormarsch. Auch die Einzelhandelsumsätze steigen. Während die Erholung am Immobilienmarkt zwar schleppend verläuft, sind jedoch die Frühindikatoren angesichts eines deutlichen Plus bei den Baugenehmigungen ermutigend. Die US-Notenbank dürfte sich weiter vorsichtig auf ihre erste Leitzinserhöhung im September oder Dezember zubewegen, ohne dabei die divergierende globale Geldpolitik und die inländische Finanzlage aus dem Blick zu verlieren. Gewisse Abwärtsrisiken bergen hingegen die schwache Verbrauchernachfrage und der starke US-Dollar.
Strategie: Der US-Zinsmarkt reagiert zunehmend auf positive Konjunkturindikatoren, da die Fed ihre Datenabhängigkeit im Vorfeld der ersten Zinsanhebung betont. Wir halten Short-Positionen in US-Anleihen und bleiben aufgrund der Wachstumserholung in den USA für den Dollar positiv gestimmt. Für US-Unternehmensanleihen sind wir zuversichtlich, aber dennoch selektiv positioniert, da die Bewertungen fast auf einem fairen Niveau liegen.
China – Wachstumsrückgang auf unter sieben Prozent
Die breite Abschwächung der chinesischen Konjunkturindikatoren lässt an der Realisierbarkeit des Wachstumsziels von sieben Prozent zweifeln. Überkapazitäten, rückläufige Investitionen, eine schwache Inflation und der Abschwung am Immobilienmarkt enttäuschen. Doch die Prognose ist nicht ganz so düster. Wir rechnen mit einigen Entwicklungen, die die Verbrauchernachfrage stützen und so vor dem Hintergrund sinkender Investitionen zur Stärkung des Gesamtwachstums in China beitragen werden. Der Rückgang des Kreditwachstums ging jedoch mit einer starken Rally der mittlerweile überhitzten Aktienmärkte einher, da sich Börsengänge zu einer beliebten Finanzierungsalternative entwickelt haben.
Strategie: Länder mit einem stark von der chinesischen Nachfrage abhängigen Geschäftsmodell sind am anfälligsten gegenüber einer anhaltenden Abkühlung der chinesischen Wirtschaft. Wir denken dabei an Australien sowie einige Schwellenländer, allen voran jene, die Rohstoffe exportieren. Den Yuan beurteilen wir negativ, sehen aber für dieses Jahr ein begrenztes Abwärtspotenzial, da China die Aufnahme des Renminbi in den Währungskorb des IWF anstrebt.
Eurozone – Nachlassende Dynamik
Der überraschende Aufschwung, den die Wirtschaft der Eurozone im ersten Halbjahr 2015 verzeichnet hat, kühlt gerade ab. Wir rechnen mit einer gewissen Marktvolatilität, solange Griechenlands Zukunft in der Eurozone noch nicht endgültig entschieden ist. Die Europäische Zentralbank dürfte allerdings Maßnahmen ergreifen, um eine Ansteckung weiterer Märkte und der Gesamtwirtschaft in der Eurozone zu verhindern. In puncto Wachstum überraschte die anziehende Verbrauchernachfrage, die endlich durch verbesserte Beschäftigungsaussichten gestützt wird. Die deutliche Konjunkturerholung in Spanien und Italien hat zum diesjährigen Aufschwung beigetragen und dürfte auch weiter anhalten, sofern es nicht zu einem Schock kommt. Allerdings verliert das Comeback der Eurozone an Glanz, da die deutsche Wirtschaft ein wenig an Fahrt einbüßt.
Strategie: Wir sind in europäischen Anleihen übergewichtet, auch gegenüber ihren US-Pendants im Rahmen unserer Relative-Value-Strategie. Im Zuge der anhaltenden Wachstums- und Inflationsdivergenzen zwischen den beiden Volkswirtschaften gehen wir davon aus, dass die Renditen in Europa sinken und noch einige Zeit auf einem niedrigen Niveau verharren werden.
Japan – Bank of Japan im Fokus
Das Land befindet sich auf einem stetigen und steilen Wachstumskurs. Es gibt jedoch weiterhin große Herausforderungen, allen voran die enttäuschenden Fortschritte bei der Inflationszielsetzung. Die geldpolitischen Reaktionen darauf sind nicht eindeutig. Dabei hängen die Aussichten für die japanischen Märkte maßgeblich davon ab, inwieweit die Bank of Japan ihr bereits massives Quantitative Easing-Programm aufstocken wird. Die Inflationsperspektiven sind zwar so gut wie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr; die Wahrscheinlichkeit, dass die Inflationsrate in absehbarer Zeit auch nur annähernd das Ziel von 2 Prozent erreicht, ist jedoch nach wie vor gering. In Bezug auf das Wachstum gibt es zwei Entwicklungen, die unsere optimistische Einschätzung der japanischen Wirtschaft stützen: der positive Trend in der Leistungsbilanz und die überzeugenden Hinweise auf Lohnwachstum.
Strategie: Wir rechnen mit einer anhaltenden Volatilität bei japanischen Staatsanleihen, da der Markt hin und her gerissen ist zwischen dem beträchtlichen Angebot seitens des Finanzministeriums und den massiven Aufkäufen der Bank of Japan. Weil es jedoch weltweit kaum noch erstklassige, positiv rentierende Anleihen gibt, halten wir bei japanischen Zinspapieren moderate Long-Positionen. Im Yen sind wir dagegen aufgrund der Möglichkeit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik short eingestellt.
Großbritannien – Wieder in der Spur
Der schwache Jahresauftakt der britischen Wirtschaft hat unsere Prognose für 2015 kaum beeinträchtigt. So gehen wir nach wie vor davon aus, dass das Land dank einer relativ hohen Binnennachfrage die Wachstumsraten in anderen größeren Industrieländern übertreffen wird, während gleichzeitig der Aufschwung in der Eurozone die Exporte stützen könnte. Unsere Inflationsprognose ist weniger pessimistisch, als es die jüngste Entwicklung der Verbraucherpreise eigentlich nahelegen würde. Die Inflationsrisiken werden ausgewogener, weil unter anderem der Effekt niedrigerer Energie- und Nahrungsmittelpreise nachlässt. Die Kombination aus anziehendem Wachstum und Lohndruck hat die Aussicht auf eine Straffung der britischen Geldpolitik wieder in den Vordergrund gerückt.
Strategie: Da sich Großbritannien zuletzt besser entwickelt hat als das übrige Europa, sind wir in britischen Zinspapieren gegenüber der Eurozone jetzt untergewichtet. Für das Pfund Sterling sehen wir weiteres Aufwertungspotenzial, warten aber angesichts der beträchtlichen Rally nach den Wahlen auf attraktivere Einstiegsniveaus.
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Globaler Fixed Income Kommentar: Aufschwung nähert sich dem Wendepunkt
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