Am Kapitalmarkt haben die meisten von uns – gerade auch bei Mittelstandsanleihen – (bitte entschuldigen Sie Formulierung) schon Pferde kotzen gesehen. Aber bei Wirecard kann auch ich mir nur die Augen reiben.
Der Betrug bei Wirecard blieb lange bei BaFin und Staatsanwälten unbemerkt, obwohl die Financial Times über ein Jahr lang detailliert berichtet hatte. Erinnert Sie das auch irgendwie an den Fall Comroad? Hatte Renate Daum (damals bei Börse Online) nicht auch über ein Jahr lang regelmäßig und detailliert über den Betrug berichtet? Wirtschaftsprüfer (damals KPMG), Staatsanwälte und Finanzaufseher hatte das aber wenig interessiert.
Klar, die Situation bei Wirecard ist eine andere, könnte man denken – die BaFin-Beamten können vermutlich kein englisch. Aber weit gefehlt, die Finanzaufseher können doch englisch und haben bereits im April letzten Jahres Strafanzeige gegen den Journalisten der Financial Times erstattet, der über den Verdacht von Betrug, Kontomanipulation und Geldwäsche berichtet hatte.
Auch die Beamten vom Zoll hatten bereits Anfang letzten Jahres Duzende Geldwäscheverdachtsanzeigen gegen Wirecard-Verantwortliche erhalten.
Aber die BaFin-Beamten waren eifriger als die Zöllner: Denn wie jetzt herauskam, haben BaFin-Beschäftigte eifrig mit Wirecard-Aktien gehandelt...
Eine Frage stelle ich mir dabei schon: Wenn die Finanzaufseher der BaFin Strafanzeige gegen den Journalisten der Financial Times erstattet haben, der den Betrug aufdeckte, haben die dann auf steigende Kurse bei Wirecard spekuliert…? Dumm bleibt dumm, da helfen auch keine Pillen!
Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
Bild: mohamed Hassan auf Pixabay
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