YAML | Example "3col_advanced"
Anzeige

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Fisch Asset Management: Fragiles Gleichgewicht wird anfälliger für Störungen

Covid-19 dürfte das zweite Halbjahr maßgeblich prägen. Die lockere Notenbankpolitik hat die negativen konjunkturellen Auswirkungen zwar wirksam abmildern können, doch die Dominanz der Geldpolitik führt zu einer anhaltenden Divergenz zwischen realwirtschaftlicher Entwicklung und den Bewertungen an den Aktien- und Kreditmärkten.

Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management in Zürich, nimmt Stellung zur aktuellen Lage und blickt voraus:

Langsame Konjunkturerholung birgt Gefahren für die Kreditmärkte
„Wir sehen derzeit ein Gleichgewicht zwischen den Auf- und Abwärtskräften an den Finanzmärkten. Die negativen Folgen der Pandemie einerseits und die lockere Geldpolitik sowie die nach dem Absturz wieder langsam wieder in Gang kommende Wirtschaftsaktivität andererseits heben sich weiterhin weltweit nahezu vollständig auf. Auf Seiten der Konjunktur sehen wir zwar eine globale Erholung, doch es mehren sich die Anzeichen, dass diese langsamer als erwartet von statten gehen könnte. Insbesondere der Arbeitsmarkt verbessert sich nur moderat. Die US-Notenbank weist in diesem Zusammenhang auf signifikante Risiken hin. Kleinere und mittlere Unternehmen sind besonders betroffen und schaffen bisher nicht genügend viele neue Stellen. Auf der anderen Seite zeigen sowohl Konsum als auch Häuserbau sehr starke Erholungen. Allerdings wird hier zunächst nur aufgestauter Nachholbedarf abgebaut. Die Dynamik dürfte deshalb hier in nächster Zeit wieder nachlassen. Dabei besteht die Gefahr, dass sich diese sehr langsame Erholung der Konjunktur mittelfristig an den Finanzmärkten und insbesondere den High-Yield-Kreditmärkten negativ bemerkbar machen wird.“

Covid-19-Ausbreitung künftig wohl besser medizinisch beherrschbar
„Die Ausbreitung des Covid-19-Virus bleibt in vielen Ländern trotz Öffnung der Wirtschaft insgesamt bisher unter Kontrolle. Trotzdem kommt es vermehrt zu stärkeren, lokal begrenzten Ausbrüchen. Die Wucht der zweiten Viruswelle nimmt dabei stärker als erwartet zu. Insbesondere in den USA, aber auch in verschiedenen Schwellenländern könnte sich die Lage in den kommenden Wochen wieder deutlich verschlechtern. Positiv ist zu werten, dass es aufgrund von Erkenntnissen aus der ersten Viruswelle, verbesserten Sicherheitsabläufen und zwei wirksamen Medikamenten zumindest in den USA in unmittelbarer Zukunft nicht zu einer Überlastung des Gesundheitssystems oder größeren Shutdowns der Wirtschaft kommen dürfte. Trotzdem wird die wirtschaftliche Erholung dadurch weiter verlangsamt (insbesondere in Problemsektoren wie Freizeit und Luftfahrt) und das Konsumentenvertrauen vermindert.“

Geldpolitik bleibt der Schlüssel zur Entwicklung an den Finanzmärkten
„Die großzügige geldpolitische Unterstützung der vergangenen Monate verliert derzeit etwas an Schwung. Beim Geldmengenwachstum in den USA ist eine leichte Abschwächung festzustellen. Zudem stagniert die Bilanz der US-Notenbank seit einiger Zeit auf hohem Niveau, was auf eine etwas langsamere Gangart der Fed bei Wertpapierkäufen hindeutet. Allerdings rechnen wir noch nicht mit einem generellen Kurswechsel der Notenbanken. Wenn nötig (bei Marktunruhen), kann die monetäre Unterstützung sogar weiter und unlimitiert ausgeweitet werden. Das ist ein wichtiger Faktor, der unserer Meinung nach die relativ hohen Bewertungen der Finanzmärkte noch für längere Zeit teilweise rechtfertigt. Die sehr expansive Geldpolitik der Fed überträgt sich des Weiteren auch auf andere Regionen, solange der US-Dollar stabil bleibt oder sogar schwächer wird. Als Unsicherheitsfaktor am Horizont sehen wir die künftige Inflationsentwicklung. Denn die lockere Geldpolitik und die monetären Stimulusprogramme werden solange funktionieren, bis die Inflation ansteigt. In diesem Fall werden die Notenbanken gezwungen sein, ihre Liquiditätszufuhr zu drosseln – mit entsprechend negativen Folgen für die Konjunktur, den Staatsanleihenmarkt und die Finanzmärkte. Im Augenblick besteht zwar noch kein nennenswerter Inflationsdruck, doch viele Voraussetzungen dafür sind gegeben.“

Einsatz von Helikoptergeld möglich
„In der zunehmenden staatlichen Verschuldung in vielen Ländern sehen wir kurz- bis mittelfristig kein Problem, da die Zentralbanken die neu emittierten Staatsanleihen aufkaufen und damit einen Anstieg des Zinsniveaus verhindern. Sie streben zudem immer stärker eine vollständige Kontrolle der Zinskurvenstruktur an. Möglicherweise werden wir mittelfristig auch den Einsatz von Helikoptergeld sehen, das heißt die Staatsausgaben würden dann direkt und dauerhaft über die Notenbank finanziert. Verschiedene sanftere Varianten dieses Mittels gab es in den vergangenen Jahren bereits einige. Helikoptergeld wäre außerdem sehr wirkungsvoll zur Kontrolle des Zinsniveaus. Die anhaltend relativ hohen Bewertungen der Aktien- und Kreditmärkte sehen wir durch die langsame Erholung der Wirtschaft und die wieder stärkere Ausbreitung von Covid-19 nur bedingt als gerechtfertigt an. Es besteht weiterhin eine Diskrepanz zwischen der fundamentalen Entwicklung und den Marktpreisen, die derzeit stark von der monetären Unterstützung der Zentralbanken getrieben ist. Eine eigentliche Blase ist aber noch nicht bemerkbar.“

Fazit und Positionierung
„Das erwähnte Gleichgewicht ist weiterhin sehr fragil und wird immer anfälliger für Störungen. Insbesondere sind die abnehmende Geldmengendynamik und die zunehmende zweite Viruswelle potenziell gefährliche Faktoren für die Konjunktur und die Börsen. Aktuell sind keine starken Trends an den Finanzmärkten sichtbar. Rohstoffe tendieren leicht schwächer, Staatsanleihen leicht besser. Dies bestätigt das allgemeine Gleichgewicht zwischen Auf- und Abwärtskräften. Allerdings kann es hier jederzeit zu schnellen Veränderungen kommen. Wir verfolgen daher kontinuierlich Trendsignale und andere Frühinkatoren. Wir bleiben bei der Positionierung unserer Strategien in einer neutralen Bandbreite mit leichter Untergewichtung des Risikoexposures bei problematischen Schuldnern und kleinen, illiquiden Titeln. Wir halten aber weiterhin Ausschau nach Opportunitäten – auch in den bisherigen Problemsektoren und in Schwellenländern.“

Foto: Beat Thoma, CIO © Fisch Asset Management
www.fixed-income.org


Investment
2024 war kein gutes Jahr für nach­haltige Invest­ments. Regula­to­rischer Frust und eine ESG-Gegen­reaktion gingen einher mit zuneh­menden…
Weiterlesen
Investment
Die Bank of England hat wie er­war­tet den Leitzins zum dritten Mal seit Sommer 2024 um 25 Basis­punkte gesenkt. Er liegt nun bei 4,50 Prozent. ­Ein…
Weiterlesen
Investment
Gold hat im Jahres­verlauf 2024 eine beein­druck­ende Perfor­mance gezeigt, und auch in den ersten Wochen des neuen Jahres legten die Notie­rungen…
Weiterlesen
Investment
M&G Investments gibt heute die Verein­barung über den Kauf einer Mehr­heits­beteiligung an P Capital Partners (PCP) bekannt. Als ein führendes…
Weiterlesen
Investment
Tiffany Wilding, Ökonomin bei PIMCO, zeigt die wirt­schaft­lichen Aus­wir­kungen der von Donald Trump ange­kündigten Zölle auf Waren aus Kanada und…
Weiterlesen
Investment

Kommentar von Ronald Van Steenweghen, DPAM

Kurz vor Weihnachten 2024 trat der European Green Bond Standard (EuGBS) in Kraft. Dieser „Gold­standard“ für nachhaltige Anleihen soll Green­washing…
Weiterlesen
Investment

von Tim Murray, Kapitalmarktstratege bei T. Rowe Price

In den letzten Monaten hat sich ein alarmierender Trend ent­wickelt: Die Renditen von US-Staats­anleihen sind trotz anhaltender Zins­senkungen durch…
Weiterlesen
Investment
„Wir gehen davon aus, dass die derzeitigen poli­tischen Ausein­ander­setzungen in Deutschland nur eine begrenzte Auswirkung auf Bundes­anleihen haben…
Weiterlesen
Investment

von Stephen Li Jen, CEO bei Eurizon SLJ Capital

Die Schwellen­länder­märkte sind nicht nur ein schnell wachsender Teil der Welt (bis 2025 erwarten wir ein reales Wachstum von 4% in den…
Weiterlesen
Investment

von Mark Nash, Huw Davies und James Novotny, Jupiter Asset Management

Donald Trump ist zurück im Weißen Haus und ent­schlos­sener denn je, seine „America First“-Agenda umzusetzen. Zu seinen wichtigsten Wahl­ver­sprechen…
Weiterlesen
Anzeige

Neue Ausgabe jetzt online!