Nach und nach hat in den letzten beiden Wochen jedes deutsche Bundesland die Lock-down-Regeln, ausgelöst durch die Convid19-Pandemie, gelockert. Die europäischen Nachbarstaaten versuchen ebenfalls sich der Normalität wieder zu nähern. Europäische Reisewarnungen werden wieder zurück genommen. Der DAX® ist nur noch rund 7% von seinem Stand vor dem Lock-down entfernt. Staats- und Unternehmensanleihen dümpeln so vor sich hin.
Bei den KMU-Anleihen gab es in diesem Jahr keine Ausfälle – also auch nicht coronabedingt. Senivita hatte schon im Februar Schwierigkeiten bei der Rückzahlung der Anleihe und eine Umstrukturierung der Anleihe angekündigt. Die einzige Mittelstandsanleihe, die aufgrund des Virus und damit verbundenen Absatzschwierigkeiten in Schwierigkeiten geraten ist, war SANHA. Hier konnte über Veränderungen des Zinssatzes und Streckung der Laufzeit in Abstimmung mit den Gläubigern eine Insolvenz und damit verbunden ein Ausfall der Anleihe verhindert werden. Im März und April sind die Kurse aller KMU-Anleihen stark unter Druck geraten. Mittlerweile haben sich die Kurse generell wieder erholt und nähern sich genauso – wie der DAX – wieder ihren alten Werten an.
Also alles wieder gut? Mund abwischen und weiter machen, als wäre nichts gewesen? Wir sollten nicht vergessen, wie teuer diese Erholung an den Kapitalmärkten erkauft ist. Die Bazooka der FED und der EZB sowie auch das „WUMMS“-Programm Deutschlands zeigen Wirkung und werden die Rezession hoffentlich abschwächen, sowie die Kapitalmärkte am Leben erhalten.
Morgan Stanley warnt vor einer Herabstufung der europäischen Banken, mit Auswirkungen auf deren Anleihen. Die anderen beiden großen Ratingagenturen S&P und Fitch mahnen ebenfalls. Das ist nicht verwunderlich. Denn einerseits wird voraussichtlich die Wirtschaftsleistung in der Eurozone um mehr als 10% sinken und andererseits steigen die Risiken in den Kreditbüchern der Banken an. Laut Morgan Stanley sind Bank-Anleihen im Wert von rund 40 Mrd. Euro nur noch ein Downgrade vom Ramschstatus entfernt – mit immensen Auswirkungen auf Fonds. Diese Investoren dürfen nach ihren Prospekten schon jetzt nicht mehr in gewisse Bank-Schuldverschreibungen investieren, da ein B-Rating für eine Anlage nicht ausreicht. Wenn in naher Zukunft die nächsten Downgrades erfolgen, werden sich alle großen Fonds aus diesen Titeln verabschieden müssen. Die Banken können sich sicher sein, dass die EZB die Schuldverschreibungen aufkauft. Auf dieser Seite funktioniert also der Kreislauf. Bloß: Was wird aus den Investoren?
Nicht nur Banken, sondern auch zum Beispiel Automobilkonzerne, werden es zukünftig schwerer haben, sich Geld vom „regulären“ Kapitalmarkt zu besorgen. Auch hier drohen Downgrades durch die Ratingagenturen – wie in so vielen anderen Branchen (Luftfahrt, Hotels, Transport, etc.) auch. Institutionelle Investoren wie etwa Pensionskassen oder Versicherer sind verpflichtet, ein Großteil der von ihnen verwalteten Gelder in festverzinsliche Anlagen zu investieren, die über ein gutes Rating verfügen. Hier bieten sich bald nur noch Staatsanleihen an, die aber teilweise negativ verzinsen. Wie sollen Fonds oder Pensionskassen notwendige Gewinne generieren? Opel hat letzte Woche rund 15.000 Beschäftigten mitgeteilt, dass sie sich auf Einschnitte in ihrer betrieblichen Altersvorsorge einlassen müssen: Die durchschnittliche Verzinsung liegt angeblich bei fünf Prozent. Das ist zu Nullzinszeiten nicht mehr zu realisieren.
Was bleibt von der Anlageklasse Anleihen übrig? Für nicht völlig risikoaverse Anleger bieten sich KMU-Anleihen an, die sich in den letzten Jahren gut geschlagen haben. Im Jahr 2019 ist nur die Golfino-Anleihe mit einem Volumen von gerade mal 4 Mio. Euro ausgefallen. KMU-Anleihen bieten für kleinere institutionelle Anleger wie auch für Privatanleger, die Möglichkeit für Fremdkapital eine ordentliche Verzinsung zu erreichen. Es bleibt aber dabei: Der Emittent muss ein sinnvolles Geschäftsmodell vorlegen können. Zinszahlungen aus dem Cash-Flow dürfen nicht illusorisch sein. Die begleitende Bank muss sich als vertrauensvoller und glaubwürdiger Mittler zwischen Emittent und Investoren verstehen und autonom - nicht transparent nachvollziehbare - Mandate ablehnen. Emittenten müssen sich ihrer Verpflichtung hinsichtlich einer dauerhaften, regelmäßigen, transparenten Kapitalmarktkommunikation bewusst sein.
Das manchmal in vergangener Zeit nicht zu Unrecht gescholtene Segment der KMU-Anleihen kann eine Lösung für die Probleme der Anlageklasse durch die Convid19-Pandemie darstellen. Aber nur unter der Voraussetzung, dass alle Beteiligten (Emittent, Investoren, Banken, Berater) die notwendige Sorgfalt walten lassen.
Über mwb:
Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassener Wertpapierdienstleister mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE0006656101, WKN 6656101) an der Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart. mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates & Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 38.000 Orderbücher für deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds. Damit ist mwb einer der größten Skontroführer in Deutschland.
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Foto: Kai Jordan © mwb Wertpapierhandelsbank AG
KMU-Anleihen nach dem Lock-down
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