Der aktuelle Staatsbankrott von Argentinien ist weltweit die 56. Staatspleite in den vergangenen 25 Jahren. „Dies zeigt, dass Staaten auch bei grundsätzlich guter weltweiter Konjunktur in die Insolvenz gehen können“, sagt Max Schott, Geschäftsführer von smart-invest Asset Management in Stuttgart. „Höhere Zinsen von Schwellenländer-Anleihen tragen ein reales Ausfallrisiko, das wird von vielen Anlegern ignoriert“, stellt Schott klar.
Die Analyse des smart-invest Portfoliomanagements zeigt, dass die Ursache für die aktuelle Pleite in der Abwicklung der chaotischen Staatsinsolvenz 2001 und der Restrukturierung der Anleihen im Jahr 2005 liegt. Erschwerend kommt das Verhalten von Elliot Management dazu. Inklusive aufgelaufener Zinsen klagt Elliot Management vor einem US-Gericht auf die Zahlung von 1,5 Milliarden US-Dollar. Das Geschäftsmodell des Unternehmens, das vom Hedgefondsmanager Paul Elliot Singer geführt wird: Billige Schulden aufkaufen und mit Profit verkaufen oder den Schuldner verklagen die gesamte geschuldete Summe zu zahlen. Das Vorgehen des Hedgefonds ist legal, aber problematisch. „Wenn Investoren sich Schuldenschnitten widersetzen, besteht für in Insolvenz geratene Länder kaum eine Möglichkeit sich zu restrukturieren“, stellt Thomas Portig, Portfoliomanager bei smart-invest Asset Management klar. Somit hat der Vorfall eine hohe Brisanz, denn es geht um einen für die Weltwirtschaft gefährlichen Präzedenzfall. Der letzte bekannte Schuldenschnitt war im Jahr 2012 für Griechenland. Hätten die Gläubiger nicht zugestimmt, wäre Griechenland in die Insolvenz gegangen.
Sollte diese Vorgehensweise Schule machen, dann stehen weitere Länder mit wirtschaftlichen Ungleichgewichten und politischen Unwägbarkeiten auf der Liste spekulativer Investoren. „Die Risiken von Anleihen aus Ländern wie Venezuela und Thailand, aber auch Portugal und Griechenland müssten völlig neu bewertet werden“, warnt Portig. Daher sei ein striktes Risikomanagement auch in Zeiten einer relativ guten Konjunktur dringend nötig.
Entgegen den Berichten einiger Medien werden auf den deutschen Steuerzahler voraussichtlich rund 2,6 Milliarden Euro aus der argentinischen Staatspleite zukommen. Einige deutsche Firmen werden Auftragsstornierungen und Abschreibungen hinnehmen müssen. Die wirklich leidtragenden sind die argentinischen Bürger. Die Inflation schätzt der IWF auf über 30 Prozent. Die offizielle Inflationsmessung (seit 2007 ist die Statistikbehörde Indec unter Regierungskontrolle) wird mutmaßlich manipuliert. Aktuelle Inflationsraten werden zur Zeit nicht veröffentlicht Die relative Armut, die in allen OECD-Ländern gemessen wird, liegt in Argentinien bereits bei rund zwei Dritteln der Bevölkerung; mit steigender Tendenz.
Kurzfristig kann es an den Kapitalmärkten zu Verwerfungen kommen, denn es ist aktuell eine von mehreren Krisen, die negativen Einfluss auf das globale, wie auch auf das europäische Wirtschaftswachstum hat. Die smart-invest-Fonds sind vom Ausfall argentinischer Staatsanleihen direkt nicht betroffen.
Handlungsvorschläge für Anleger:
Anleihen: Depots sollten untersucht werden auf Anleihen von Schwellenländern mit politischen oder wirtschaftlichen Problemen, wie z.B. Venezuela oder Thailand, die ins Visier von Hedgefonds genommen werden könnten. Insgesamt wird auf längere Sicht der Fall Argentinien andere Länder in Südamerika negativ beeinflussen.
Aktien: Aktieninvestments in Südamerika sollten überprüft werden. Depots sollten untersucht werden auf europäische Aktien, die einen großen Anteil ihres Geschäfts mit Argentinien oder den Nachbarländern generieren. Traditionell sind spanische Unternehmen stark in Lateinamerika engagiert.
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smart-invest: Argentinienkrise erschwert Restrukturierungen von Staatsschulden weltweit
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